Sie haben eine Studie zur Akzeptanz von unbemannten Luftfahrzeugen durchgeführt. Könnten Sie kurz zum Einstieg erläutern, was genau Sie wie untersucht haben?
Wir haben zwei Studien zur Akzeptanz von unbemannten Luftfahrzeugen durchgeführt. In einer bevölkerungsrepräsentative Studie, die wir 2018 veröffentlicht haben, haben wir die allgemeine Meinung gegenüber Drohnen gemessen. Wir haben zum Beispiel gefragt, welche Erfahrung die Menschen mit Drohnen haben und geschaut, welche Einstellung sie zu verschiedenen Einsatzbereichen der Drohne haben, z.B. zu Paketlieferung, Lufttaxis und Feuerwehreinsätze. Darauf aufbauend haben wir 2020, also erst vor kurzem, eine neue Studie durchgeführt. Weil wir aus der ersten Erhebung gesehen haben, dass die Leute noch nicht so viel Erfahrung mit Drohnen gesammelt haben und sich demnach einen Einsatz von Drohnen auch nicht sehr gut vorstellen, haben wir eine virtuelle Simulation benutzt. In dieser Simulation von einer Stadt, in der Drohnen benutzt werden, haben wir dann zwei Faktoren variiert. Zum einen die Flughöhe der Drohnen und zum anderen die Anzahl der Drohnen. Diese zweite Studie haben wir bereits ausgewertet, aber noch nicht veröffentlicht.
Und wie haben sich diese Faktoren auf die Einstellung der Befragten ausgewirkt?
Für beide Faktoren konnten wir Effekte beobachten. Sowohl tiefer fliegende Drohnen als auch eine höhere Anzahl der Fluggeräte beeinflussten das subjektive Befinden von Personen eher negativ. Bei der Anzahl der Drohnen war dieser Effekt stärker als bei der Flughöhe.
Wie steht die Bevölkerung in Deutschland einem Einsatz von zivilen Drohnen denn generell ihren Umfragen zufolge gegenüber?
In der ersten Umfrage haben wir gesehen, dass das Meinungsbild in Deutschland ziemlich polarisiert 30 Prozent der Menschen assoziieren mit dem Begriff Drohne vor allem negative Begriffe, wie Spionage und Überwachung. Wir haben außerdem gesehen, dass die Einstellung der Leute auch sehr stark vom Einsatzgebiet abhängt.
Im Bereich des Zivilschutzes, beispielsweise bei der Feuerwehr oder Polizei, sind Drohneneinsätze sehr stark akzeptiert. In anderen Bereichen hingegen, wie die Paketlieferung durch Drohnen oder Drohnen im Hobbybereich, wird der Einsatz deutlich negativer gesehen. Die Akzeptanz von Drohnen hängt also sehr stark damit zusammen, wofür man diese benutzt.
Wie gestaltet sich die Akzeptanz gegenüber Flugtaxis?
Die allgemeine Einstellung gegenüber Flugtaxis war nicht ganz so negativ, sondern relativ neutral. Aus der Studie im März 2020 gewannen wir den Eindruck,, dass die Befragten sich Flugtaxis für den alltäglichen und flächendeckenden Gebrauch nicht richtig vorstellen konnten. Für sie war fraglich, ob die Taxis ihr Leben betreffen werden oder ob sie für alle zugänglich sein werden. Generell schien den TeilnehmerInnen eine Nutzung für das Pendeln ins Umland oder für den Transport zu wichtigen Knotenpunkten wie Flughäfen und Bahhöfen sinnvoller, als für den innerstädtischen Einsatz. Hier wird das bereits bestehende öffentliche Verkehrsnetz als ausreichend empfunden.
Hat die Sicherheit von Drohnen die Befragten beschäftigt?
In der ersten Studie haben wir nach den Bedenken gefragt und hier war auf jeden Fall der Aspekt der Unfallgefahr dabei. Und die Angst, dass die Privatsphäre verletzt werden könnte oder Drohnen für kriminelle Zwecke missbraucht werden könnten.
Inwiefern beeinflussen soziodemographische Faktoren diese Einstellungen?
Es gibt ein paar soziodemographische Faktoren, die die Einstellung beeinflussen. Zum einen das Alter der Befragten. In der Altersgruppe von Personen von 14 bis 34 Jahren herrschte eine positivere Einstellung als bei den Befragten, die 35 oder älter sind. Zum anderen spielt den Umfragen zufolge das Geschlecht eine Rolle. Männer haben eine etwas positivere Einstellung als Frauen. Der dritte Faktor war das Einkommen. Befragte mit einem höheren Einkommen sind positiver gegenüber Drohnen eingestellt als Befragte mit einem niedrigeren Einkommen. Außerdem kommt noch ein überfassender Faktor dazu. Denn Menschen, die allgemein mehr Interesse an Technik haben und auch schon Erfahrung mit Drohnen gesammelt haben, sind grundsätzlich positiver gegenüber Drohnen eingestellt.
Was sagen die Zahlen, wie viele Menschen in Deutschland können sich vorstellen, in ein Flugtaxi zu steigen oder eine Drohne für Paketlieferungen zu nutzen?
Nur 17 % der Befragten könnte es sich vorstellen, in ein Flugtaxis zu steigen. Und 33 % der Befragten könnten sich vorstellen, Drohnen für Paketlieferungen zu nutzen. Ein Grund für die niedrige Bereitschaft diese Technologien zu benutzen ist, dass sich die Befragten nicht wirklich vorstellen konnten, wie dieser Service konkret funktionieren wird, welche Kapazitäten und welchen Mehrwert Drohnen im Bereich Paketzustellung eigentlich haben.
Welche Ergebnisse Ihrer Studie haben Sie besonders überrascht?
Mich hat die niedrige Bereitschaft, eine Paketdrohne zu benutzen, überrascht. Im Vorhinein der Studie habe ich gedacht, dass das die meisten Menschen praktisch finden würden. Aber die zweite Umfrage hat dann gezeigt, dass die Akzeptanz auch davon abhängt, ob sich Menschen den Einsatz von Drohnen überhaupt vorstellen können. Also wie zum Beispiel Paketlieferungen ablaufen würden. Hier besteht noch mehr Informationsbedarf. Allgemein wurde von den Befragten der Wunsch geäußert, im Bereich Drohnen besser aufgeklärt zu werden und regelmäßig mit Informationen versorgt zu werden. Und das ist meiner Meinung nach auch ein wichtiges Forschungsergebnis.
Denken Sie, dass wir in naher Zukunft Flugtaxis und Transportdrohnen haben werden?
Ich denke schon, dass diese Technologien irgendwann Einzug in unseren Alltag haben werden, aber der genaue Zeitpunkt ist schwierig abzuschätzen. Das hängt stark vom technischen Reifegrad, versicherungstechnischen Fragen sowie politischen Regularien ab.