Es gibt bisher keine erfolgreichen Behandlungen für die Alzheimer-Krankheit. Wieso nicht?
Das ist eine ganz komplizierte Gehirnerkrankung, und man muss erstmal die Mechanismen verstehen, bevor man überhaupt behandeln kann. Das nächste Problem ist, dass die Krankheit im Gehirn extrem früh angelegt wird. Das kann 20 oder sogar 30 Jahre bevor der Arzt etwas diagnostiziert sein. Das bedeutet, wenn man Medikamentenstudien testet, nimmt man logischerweise Patienten, die schon Alzheimer haben. Bei denen ist aber jegliche Art der Behandlung schon zu spät, weil das Gehirn bereits irreversibel zerstört ist. Man hat also womöglich schon brauchbare Medikamente, nur testet man sie an den falschen Patienten.
Welche Theorien gibt es denn zur Entstehung der Alzheimerkrankheit?
Meine Meinung dazu ist ganz klar: Amyloid ist die entscheidende Komponente bei der Entstehung von Alzheimer. Es gibt eine ganz auffällige Pathologie im Gehirn aller Alzheimerpatienten. Alle Alzheimerpatienten haben Plaques – also Eiweißklumpen im Gehirn. Der wichtigste Bestandteil dieser Klumpen ist ein kleines Eiweiß mit dem Namen Amyloid, das ist giftig und tötet umliegende Nervenzellen.
Es gibt eine Reihe von Gründen, die dafür sprechen, dass es eben dieses Eiweiß ist, das für den Ausbruch der Alzheimer Erkrankung verantwortlich ist. Zum einen liegt das Gen, das dieses Eiweiß kodiert, ausgerechnet auf Chromosom 21. Dem Chromosom, das bei Down-Syndrom-Patienten dreifach statt doppelt vorliegt. Down- Syndrom-Patienten entwickeln ab dem Alter von etwa 55 Jahren Alzheimer, weil sie eine Kopie des Gens zu viel haben und somit zu viel Amyloid produzieren. Das ist aber nur ein Punkt. Ein weiterer sind die selten auftretenden genetischen Fälle von Alzheimer. Da treten Genveränderungen, die zu einem extrem frühen Ausbruch der Erkrankung führen. Sie bilden alle eine veränderte Form von Amyloid, das schneller mit sich selbst verklumpt und so verstärkt Ablagerungen bildet. Dies spricht ganz klar dafür, dass Amyloid unmittelbar mit der Erkrankung zusammenhängt.
Außerdem gibt es eine Genveränderung bei manchen Menschen, die bewirkt, dass weniger Amyloid produziert wird. Und Menschen mit dieser Genveränderung erkranken, auch wenn sie über hundert Jahre alt werden, nicht an Alzheimer. Das zusammen mit den familiär vererbten Fällen ist der schlagende Beweis dafür, dass das Amyloid die Erkrankung hervorruft. Das macht es aber nicht alleine, es gibt eine weitere Ablagerung in den Nervenzellen selber, die Bündel. Diese Bündel töten die Nervenzellen, aber das können sie erst, nachdem das Amyloid entstanden ist. Die Bündel alleine verursachen eine ganz andere Gehirnerkrankung.