Was ist Radioaktivität?
Der Begriff „Radioaktivität” beschreibt die Eigenschaft instabiler Atomkerne, sich spontan umzuwandeln und dabei Energie in Form von Strahlung freizusetzen. Diesen Vorgang nennt man auch „radioaktiven Zerfall” und die Strahlung heißt „ionisierende Strahlung”. Ob ein Stoff radioaktiv ist oder nicht, hängt von der Stabilität seiner Atomkerne ab, die wiederum vom Verhältnis von Protonen und Neutronen abhängig ist. Radioaktive Stoffe kommen überall in unserer Umwelt vor, beispielsweise in Gesteinen oder in der Erdkruste. Jeder Mensch ist dieser natürlichen Strahlung – je nach Region mehr oder weniger stark – ausgesetzt. Radioaktivität kann aber auch durch den Menschen künstlich erzeugt werden, zum Beispiel durch die Spaltung von Atomkernen in Atomkraftwerken.
Wie viele Atomkraftwerke sind derzeit in Deutschland noch in Betrieb und wann werden sie abgeschaltet?
Aktuell sind in Deutschland noch sechs Atomkraftwerke in Betrieb. Nach Atomgesetz gehen die Atomkraftwerke Grohnde (Niedersachsen), Grundremmingen C (Bayern) und Brokdorf (Schleswig-Holstein) spätestens zum 31.12.2021 vom Netz. Der Betrieb der Atomkraftwerke Isar 2 (Bayern), Emsland (Niedersachsen) und Neckarwestheim 2 (Baden-Württemberg) muss spätestens zum 31.12.2022 eingestellt werden.
Wobei entsteht Atommüll?
Atommüll fällt beispielsweise in der Energiewirtschaft, der Industrie, der Forschung und der Medizin an. Auch bei der Wiederaufarbeitung von Kernbrennstoffen und beim Abriss von Atomkraftwerken entstehen radioaktive Abfälle. Der überwiegende Teil der hochradioaktiven Abfälle stammt aus verbrauchten Brennelementen aus Atomkraftwerken.
Wieso ist Atommüll gefährlich?
Als „Atommüll” werden radioaktive Reststoffe bezeichnet. Man unterscheidet zwischen schwachradioaktiven, mittelradioaktiven und hochradioaktiven Abfällen. Hochradioaktiver Abfall strahlt sehr viel stärker als schwach- und mittelradioaktiver Abfall und erzeugt fast die gesamte künstliche, also menschengemachte, Radioaktivität. Wenn ionisierende Strahlung auf biologisches Gewebe trifft, können Zellen beschädigt werden. Strahlenschäden können so langfristig Krebserkrankungen auslösen und sind in manchen Fällen vererbbar. Ist ein Mensch kurzfristig einer hohen Strahlendosis ausgesetzt, kann dies sogar tödlich sein.
Wie viel Atommüll gibt es in Deutschland?
Nach der Abschaltung der letzten deutschen Atomkraftwerke Ende 2022 werden in Deutschland rund 27.000 Kubikmeter hochradioaktive Abfälle übrig bleiben. Diese Menge passt in circa 1.900 sogenannten Castoren (Zwischenlagerbehälter). Außerdem werden bis zu 620.000 Kubikmeter schwach- und mittelradioaktive Abfälle anfallen. Neben diesen Abfällen entstehen Abfälle aus der Anreicherung von Uran (schätzungsweise 100.000 Kubikmeter) und aus der Rückholung radioaktiver Abfälle aus der Schachtanlage Asse (bis zu 220.000 Kubikmeter).
Wo und wie wird der Atommüll bislang gelagert?
Derzeit lagern über 120.000 Kubikmeter schwach- und mittelradioaktive Abfälle in Zwischenlagern in ganz Deutschland. Zusätzlich warten in den Zwischenlagern mehrere hundert Castoren mit hochradioaktiven Abfällen auf ein Endlager. Die Zwischenlager befinden sich in Gorleben, Ahaus, Lubmin und Jülich sowie an den Standorten der Kraftwerke. Außerdem werden in Morsleben rund 37.000 Kubikmeter schwach- und mittelradioaktive Abfälle endgelagert. Das Endlager Morsleben soll unter Verbleib der Abfälle stillgelegt werden. Rund 47.000 Kubikmeter schwach- und mittelradioaktive Abfälle aus der Schachtanlage Asse II sollen aufgrund der Instabilität des Salzbergwerks zurückgeholt und zunächst zwischengelagert werden.
Wieso brauchen wir ein Atommüllendlager?
Um Mensch und Umwelt vor der Strahlung radioaktiver Abfälle zu schützen, müssen diese dauerhaft von der Biosphäre abgeschlossen werden. Die Strahlung radioaktiver Abfälle ist solange gefährlich, bis diese in andere, nicht radioaktive Stoffe zerfallen sind. Die sogenannte Halbwertszeit gibt an, wie lange es dauert, bis ein radioaktiver Stoff zur Hälfte zerfallen ist. Bestimmte hochradioaktive Abfälle sind mit Halbwertszeiten von über einer Million Jahren sehr lange gefährlich. Deshalb braucht es ein Endlager, das die hochradioaktiven Abfälle über solch lange Zeiträume sicher einschließt. Bei der Suche nach einem Endlager drängt die Zeit, denn viele Sicherheits-Genehmigungen für die Zwischenlagerung hochradioaktiver Abfälle laufen in den 2030er Jahren aus. Die Befristung der Zwischenlager erfolgte Anfang der 2000er Jahre auf Basis des damals von der Bundesregierung verfolgten Zeitplan, nach dem bis zum Jahr 2030 ein betriebsbereites Endlager zur Verfügung stehen sollte.
Was macht ein sicheres Atommüllendlager aus?
Um radioaktive Abfälle über sehr lange Zeiträume verlässlich von der Biosphäre abzuschließen, ist es besonders wichtig, dass kein Gas oder Wasser an die Behälter gelangen kann. Für das Endlager wird deshalb in Tiefen zwischen 300 und 1500 Metern nach einer stabilen und möglichst dichten Gesteinsformation gesucht. Die Mächtigkeit (Dicke) des Gesteins soll mindestens 100 Meter betragen. In Bergbau-Regionen, vulkanischen Gebieten und Regionen mit Erdbeben-Risiko kann eine dauerhafte sichere Einlagerung von hochradioaktiven Abfällen nicht garantiert werden. Solche Gebiete werden daher von der Endlagersuche ausgeschlossen. Als mögliche Wirtsgesteine für das Endlager werden derzeit vor allem Ton, Salz und Granit untersucht.