Brauchen wir eine ehrlichere Debatte in der Öffentlichkeit über die Entwicklung und die Implikationen des autonomen Fahrens in Deutschland?
Man müsste der Gesellschaft deutlicher vor Augen führen, was autonomes Fahren in der Realität bedeutet. Wenn man es in den Städten zulassen würde, müsste man diese umbauen wie vor einem halben Jahrhundert. Wir müssten sie wieder an die Maschinen anpassen. Meiner Ansicht nach sollten aber Fußgänger und Fahrradfahrer den Vorrang haben. Natürlich gibt es Tricks, mit denen man autonomes Fahren in Ballungsgebieten ermöglichen kann: Man verringert bei Shuttles die Geschwindigkeit stark, man benutzt virtuelle oder spezielle Spuren. Natürlich könnte man noch weiter gehen, Straßen mit Straßen überdachen, Tunnel bauen etc. Aber wollen wir das? Es braucht dazu mehr öffentliche Veranstaltungen, mehr Informationen aus Wirtschaft und Politik.
Wird der Nutzen des autonomen Fahrens aus Ihrer Sicht verkürzt dargestellt? Geht es tatsächlich um das E-Mail-Schreiben auf der Autobahn, oder doch eher um ein neues Modell der Mobilität, das auch z.B. große Effekte auf die Themen Energie und Stadtentwicklung hat?
Es geht vor allem um das Geschäft. Autobauer verdienen mit automatisiertem Fahren, an den Autos und an der Infrastruktur. Trotzdem bin ich persönlich stark an hoch- und vollautomatisiertem Fahren und autonomen Autos interessiert. Gerne würde ich mich auf der Autobahn einmal ausklinken, um am Computer zu arbeiten oder Filme anzusehen. Ich bin nicht gegen autonome Autos, ganz im Gegenteil. Ich will nur, dass diese ihre Grenzen kennen.
Die Ökobilanz des voll- und hochautomatisierten Fahrens haben wir in einer Abschlussarbeit untersuchen lassen. Die Ergebnisse sind durchaus widersprüchlich. Autonome LKW, die sehr dicht hintereinander in Kolonne fahren, können natürlich Benzin sparen. Aber wenn ich meinen autonomen PKW über Kilometer hinweg zu mir rufen kann, nur damit ich es bequem habe, könnte das die Bilanz trüben. Hier wünsche ich mir mehr Studien zu diesem Thema.