Varroa-Milbe, Faulbrut, Virus-Infektionen. Die Liste anderer Einflussfaktoren ist lang. Doch fest steht: Neonicotinoide wirken auf Bienen und andere Insekten negativ, ohne dass diese sofort daran sterben. “Es zeigte sich, dass selbst bei niedrigen Dosen eine Schwächung der Leistungsfähigkeit beobachtet werden kann”, sagt auch Karl Crailsheim.
Daniel Dietrich stimmt seinem Kollegen in diesem Aspekt zu, an der Diskussion um das Bienensterben stört ihn jedoch vor allem ein anderer Aspekt: “Damit Landwirte Profit machen können, müssen sie eine sehr große Fläche anbauen. Und das fördert zwangsläufig große Monokulturen”. Tatsächlich entstammen knapp 95% der deutschen landwirtschaftlichen Produkte von Feldern, die über Jahre hinweg mit einer einzigen Sorte angebaut wurden. Dadurch fehlt der Platz für alternative Blüten und Wildflächen. Futtermangel der Bienen ist oft das Resultat. Der Adressat des Problems: “Der Verbraucher, der möglichst preiswerte Lebensmittel haben möchte”, so Daniel Dietrich “Das ist ein sozialer Aspekt, ein gesellschaftlicher Aspekt und da müssen wir umdenken”. Es gilt also nicht nur, einen Faktor an den Pranger zu stellen, wie es oft der Fall ist, sondern alle Dimensionen der Problematik um das Bienensterben zu beachten.
Würden Bienen also die Grünen wählen, wenn am kommenden Sonntag Bundestagswahl wäre? Nun, falls ja, dann sicherlich nicht allein wegen eines Verbots von Neonicotinoiden, denn das würde ihre Probleme vielleicht mindern, lösen würde es sie nicht.
27.07.2017, 19:50 Uhr
„Wie sähe Landwirtschaft aus, wenn Bienen Politik machen könnten?“ — Monarchie. Aber, diese Zeiten sind hier erstmal vorbei. Viel spannender finde ich diese Fragen:
Welche Politik würden ImkerInnen machen? Welche Politik machen sie schon? … und: Können die (gemeinsamen?) Interessen der Honigprofiteure (ImkerInnen, Honigkonsumenten, LandwirtInnen, …) besser organisiert werden? Wenn ja, wie?
So wie vermeintliche Zitate Albert Einsteins nicht unser Verhalten ändern werden, so wenig zielführend ist die politische Meinungsbildung der Bienen zum Thema „Bienensterben“. Ich bin kein Imker. Menschliche Verhaltensänderungen gehören aber vermutlich zu den Lösungen: konsequent kürzere und unmotorisierte Lieferketten – mit dem Fahrrad, regionale und saisonale Ernährung, weniger Fleisch als heute.
Ja, auch Velohonig, wem der schmeckt.
29.07.2017, 0:22 Uhr
Wie jetzt es gibt negative Effekte in 2 Ländern und dann heist es hier lediglich: es gibt keinen Beweis für einen Zusammenhang? Kein Wort zur Frage wie kann das sein! Keine Analyse der Untersuchungen! Heist keine negativen Effekte: Alle Insekten putz munter? Oder heist keine negativen Effekte: der normale Rückgang der Insekten bleibt wie gehabt / es sind ganauso viele Bienenvölker gestorben wie überall im Land. Herrschaftszeiten das ist keine Debatte, das ist ein Witz ein unseriöser.
01.08.2017, 17:19 Uhr
Lieber Jan M.
die hier zitierte Studie von Woodcock et al. kommt zu dem Ergebnis, dass Neonicotinoide in zwei der drei Ländern mehrheitlich eine negative Wirkung auf die Vermehrung der drei untersuchten Bienenarten hatten. Für Deutschland ist ein solcher negativer Effekt auf die Vermehrung der Bienenartigen nicht festzustellen. Daraus leiten wir keinen eindeutigen Beweis für einen direkten Zusammenhang ab. Genau so wenig leiten wir aus der Studie ab, dass Neonicotinoide unproblematisch für Bienenartige sind.
Übrigens wurden beide zitierten Studien unter Wissenschaftler unterschiedlich aufgefasst. Eine Analyse der Ergebnisse und eine stärkere wissenschaftliche Betrachung über Methodik und findings hat das Science Media Center veröffentlicht.
Viele Grüße
Ihr Debatten-Team