Was weiß man über die medizinische Wirksamkeit von Cannabis?
Die Studien zeigen, dass die Evidenz für die Wirksamkeit von Cannabis gering ist, wobei gerade für Cannabisbüten und -Extrakte kaum Untersuchungen vorliegen. Das macht die Dynamik in der Diskussion aus, denn das Gesetz gilt unabhängig von der Aussage zur Evidenz. Im Gegensatz zu vielen anderen herkömmlichen Medikamenten, gibt es für mich als Arzt nur wenig Informationen über die Wirkung und Sicherheit von medizinischem Cannabis. Das heißt, wir Ärzte sollen ein Medikament, eine Blüte, oder ein Extrakt verordnen und wissen nicht, ob das Produkt wirksam und insbesondere bei längerer Gabe für den Patienten sicher ist. Da übernehme ich als Arzt eine besonders hohe Verantwortung. Nach meiner Erfahrung kann die Anwendung im Schmerzbereich in Einzelfällen sehr sinnvoll und hilfreich sein. Das ist auch der Grund, warum ich die Option auf jeden Fall für wichtig und richtig erachte. Aber für die meisten der Patienten hat medizinisches Cannabis wahrscheinlich wenig bis gar keine Effekte, oder aber auch relevante Nebenwirkungen, die zum Abbruch der Behandlung führen können.
Was sind aus Ihrer Sicht die nächsten notwendigen Schritte, um mehr Wissen zu Wirksamkeit und Sicherheit zu generieren?
Es ist wichtig, besser zu verstehen, bei welchen Patienten medizinisches Cannabis tatsächlich anschlägt und Wirkung zeigt. Nur so können wir eine rationale Grundlage für die Auswahl der Patienten bekommen. Zudem wissen wir nicht, ob die Wirkung bei chronischen Schmerzpatienten auch langfristig und anhaltend positiv ist. Denn: die Studien, die gemacht worden sind, hatten allesamt keinen langen Untersuchungszeitraum.