Neben den mangelnden Belegen für die Wirksamkeit der Medikamente spielen auch die potenziellen Nebenwirkungen von Cannabis in der Debatte eine wichtige Rolle. So kann es Eva Hoch zufolge zu Schwindel, Sedierung, Schläfrigkeit, Einschränkungen der Aufmerksamkeit, Übelkeit oder Erbrechen kommen. Diese Nebenwirkungen sind in der Regel vorübergehend, können jedoch als unangenehm empfunden werden.
Hoch betont dabei allerdings, dass es sich bei den möglichen negativen Folgen um ein komplexes Zusammenspiel verschiedenster Faktoren handelt. Eine Einschätzung, die Winfried Häuser teilt: „Es ist individuell sehr unterschiedlich, wie es genau wirkt, aber natürlich hat es Risiken. Nur weil ein Stoff pflanzlich ist, hat er ja nicht keine Nebenwirkungen. Es handelt sich allerdings um Nebenwirkungen, die andere Schmerzmittel wie Antiepileptika, Opioide oder Antidepressiva auch haben. In der Behandlung wird dann ganz normal ausgetestet, wie der Körper des Patienten auf das Medikament reagiert.” Die Gefahr von Rauschzuständen hingegen schätzen Häuser und Glaeske beim medizinischen Cannabis als eher gering ein, da die Dosierung in den Medikamenten sehr viel geringer sei, als beim Konsum in der Freizeit.
„Auch das spricht gegen den Einsatz der Blüten, da hier die Dosierung sehr viel schwerer zu kontrollieren ist und die Risiken damit größer sind”, sagt Glaeske. Er wünscht sich deshalb, dass cannabis-basierte Medikamente zunächst zugelassen werden müssten, bevor sie auf den Markt kommen: „Das ist eine Lücke, die wir dringend schließen müssen, denn es würde automatisch zu konkreterer und verstärkter Forschung zum medizinischen Nutzen und der Wirksamkeit im Bezug auf einzelne Krankheitsbilder führen.” Ein wichtiger Schritt, um im Bezug auf den Einsatz der Medikamente künftig keine ideologischen und gefühlsmäßigen Entscheidungen mehr zu treffen, sondern evidenzbasierte.