Neben Umweltrisiken geht es auch um die Frage, wie viel Energie und finanzielle Mittel die CCS-Anlagen verschlingen. „Der zusätzliche Energieaufwand für die Abscheidung des CO2 in Industrieanlagen, den Transport und die Speicherung ist problematisch“, so Susanne Dröge. Derzeit kostet es zwischen 40 und 300 Euro pro Tonne, CO2 direkt an den Quellen abzufangen. Diese Methode ist damit immerhin weit günstiger, als das Gas mittels Direct Air Capture (DAC) fernab von der Quelle aus der Atmosphäre zu saugen. Dafür nennen Expert*innen Kosten von rund 600 US-Dollar pro Tonne CO2, auch weil die CO2-Konzentration in der Luft bei nur etwa 0,04 Prozent liegt. Im großen Maßstab ist diese Technik also noch nicht einsetzbar. „Um ein Prozent der globalen Emissionen rauszuholen, bräuchten wir 250.000 Anlagen“, erklärt Christoph Gebald, Geschäftsführer bei Climeworks, einem der Vorreiter der Luftfiltersysteme.
Die deutschen Unternehmen der Zement- und Chemieindustrie stehen nun für die Zukunft also vor der Entscheidung, in Abscheidungsanlagen und Speicher zu investieren oder ihre Emissionen mit Zertifikaten, wie sie Climeworks verkauft, auszugleichen. „Ob sich die Investitionen für die Industrie rechnen, hängt von den regulatorischen Kosten, der Transportinfrastruktur, den Speichern und dem CO2-Preis ab“, erklärt Susanne Dröge. Wenn die Preise weiter steigen, könnten sich teure CCS-Anlagen für die Unternehmen durchaus rentieren. Soweit die rein ökonomische Betrachtung. Aber: „Sie investieren in eine technische Lösung, nicht in eine Reduzierung ihrer Emission.“ Die aber ist das langfristige Ziel der Energiewende. „CCS ist keine dauerhafte Klimalösung“, betont Susanne Dröge. Die erfordert vielmehr eine Abkehr von fossilen Brennstoffen. Die Priorität sollte also sein, das CO2 wo immer möglich erst gar nicht entstehen zu lassen. Dröge fürchtet, dass hier der Ehrgeiz der Unternehmen nachlassen könnte, denn wenn Unternehmen teure Anlagen zur CO2-Abscheidung bauen, sollen sich diese langfristig amortisieren. Daher verlangen sie vom Staat Planungssicherheit. „Die Gefahr besteht, dass Investitionen in CCS die energieintensiven Unternehmen der Stahl-, Zement- und Chemieindustrie aus der Pflicht nehmen, sich neu aufzustellen“, sagt die Ökonomin.