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CO2-Speicherung – Das war die Debatte

Eine Zusammenfassung

Wir stoßen zu viel CO2 aus und das trägt enorm zum Klimawandel bei. Die Bundesregierung hat sich mit dem Klimaschutzgesetz vorgenommen, dass Deutschland bis 2045 treibhausgasneutral wird. Alle Emissionen zu vermeiden, ist aber kaum möglich. Beispielsweise in der Landwirtschaft oder einigen Industriezweigen wie der Zement- oder Chemieindustrie. Bei sogenannten unvermeidbaren Emissionen könnten technische Lösungen weiterhelfen wie die Speicherung von CO2 (CCS) und die Weiterverwendung von CO2 (CCU). 

Die Bundesregierung möchte in 2023 eine Carbon-Management-Strategie vorlegen, die Rahmenbedingungen für eine mögliche Speicherung und Weiterverwendung schaffen soll. Warum wir auf diese Technologien angewiesen sind und welche Kritik es dazu gibt, erklärt Prof. Dr. Ottmar Edenhofer vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung im Einführungsartikel.

Links ein Foto von Prof. Dr. Ottmar Edenhofer. Rechts sein Zitat:

Allein mit Emissionsvermeidung können wir bis 2045 nicht treibhausgasneutral werden. Das sagt auch der Weltklimarat. Denn: Einige Industrien können ihre Emissionen nicht weiter reduzieren. Marina vom YouTube-Kanal “Evolutionary” hat in ihrem Video für Die Debatte genauer erklärt, wie man CO2 überhaupt aus Industrieabgasen filtern kann, um es anschließend zu speichern oder weiterzuverwenden.

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Während es in Deutschland derzeit verboten ist, CO2 zu speichern, sammeln andere Länder bereits Erfahrungen mit CCS und CCU. Einen Überblick über mögliche Techniken zur CO2-Abscheidung und -Speicherung gibt das Listicle.

Aber wie viel CO2 ließe sich überhaupt durch CO2-Speicherung  einsparen? Und kann die Weiterverwendung von Kohlenstoff einen Beitrag zum Klimaschutz leisten, wenn das CO2 nur kurzfristig gebunden wird wie in kohlensäurehaltigen Getränken oder synthetischen Kraftstoffen? 

Durch industrielles CCS, zum Beispiel die direkte Abscheidung von CO2 an Zementfabriken, könnten wir weltweit 29 Milliarden Tonnen CO2 einsparen. Allerdings stoßen wir 37 Milliarden weltweit aus. Es braucht also beides: Eine starke Emissionsminderung sowie zusätzlich technische Lösungen für Restemissionen.

Dr. Peter Viebahn (links):

Außerdem müssen wir aktiv CO2 aus der Atmosphäre entfernen, um die Klimaziele zu erreichen. Das heißt, wir müssen negative Emissionen erzeugen. Wie das gelingt und warum technische Wege kritisiert werden, erklärt unser Listicle.

Ist CO2-Speicherung ein sicherer Weg, um Deutschlands Emissionen zu senken? Dr. Susanne Dröge vom Umweltbundesamt betont: “Zur Sicherheit der Lagerstätten, ob unter dem Meeresboden oder an Land, fehlen derzeit noch langfristige Studien.” Laut Umweltbundesamt ist nicht vollkommen auszuschließen, dass CO2 aus den unterirdischen Speichern in das Grundwasser gelangt. Und auch der zusätzliche Energieaufwand, um CO2 abzuscheiden und zu transportieren, sei problematisch. Prof. Dr. Frank Schilling vom Karlsruher Institut für Technologie argumentiert hingegen für die Nutzung von CCS: “Wenn man auf den Trinkwasserschutz achtet, lässt sich CCS verantwortlich und sicher betreiben. Die Gefährdungen durch die Risiken sind jedenfalls geringer als jene durch die Klimaerwärmung.”

Auch die Weiterverwendung von CO2 ist eine Möglichkeit, den klimaschädlichen Kohlenstoff zu binden. Dadurch können Kohlenstoffkreisläufe entstehen, die das CO2 langfristig in anderen Prozessen oder Produkten binden. Solche CCU-Technologien sind aber an Voraussetzungen gebunden. Sie können nur dann einen Beitrag zum Klimaschutz leisten, wenn das CO2 zum einen langfristig gebunden wird und zum anderen, wenn die dafür verwendete Energie aus erneuerbaren Energien gewonnen wurde. Das betrifft sowohl die Energie für die Abscheidung selbst als auch die für die Versorgung der Anlagen und die für die Prozesse bei der Weiterverwendung: “Das Ganze ergibt nur Sinn, wenn ich den Betrieb mit erneuerbarem Strom betrachte”, so Prof. Dr. Stefan Bringezu von der Universität Kassel

Prof. Dr. Görge Deerberg vom Fraunhofer UMSICHT betont ebenfalls, dass erneuerbare Energien essentiell für einen sinnvollen Einsatz von CCU-Technologien sind. Neben erneuerbaren Energien sieht er die Herausforderungen für die Implementierung von CCU insbesondere in der Infrastruktur und Bürokratie. “Technisch wäre eine Umsetzung in drei bis fünf Jahren möglich”, so Deerberg. Aber fehlende Genehmigungen und Infrastruktur erschweren die Umsetzung in diesem Zeitraum. 

In Deutschland sind Speichervorhaben vor ungefähr 15 Jahren an Bürgerprotesten gescheitert. Dr. Elisabeth Dütschke vom Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI erklärt, dass die Einstellung zu Technologien von vielen Aspekten abhängt: Standort des Speicherprojekts, Technikaffinität, Vertrauen in die Personen, die solche Technologien vorantreiben wollen. “Eine gesellschaftliche Debatte ist zentral, in der Umweltverbände genauso zu Wort kommen wie die Industrie, die Politik oder die Wissenschaft”.

Links ein Bild von Dr. Elisabeth Dütschke. Rechts ihr Zitat:

Wir haben Studierende und Mitarbeitende an der Technischen Universität Berlin gefragt, ob sie schon mal von CO2-Speicherungstechniken gehört haben und was sie davon halten. Die meisten hatten bereits von der Möglichkeit, Emissionen zu vermeiden gehört, waren jedoch nur bedingt begeistert. Denn: Technische Lösungen sollten Staaten und Unternehmen nicht dazu verleiten, weiterhin zu viele Emissionen in die Atmosphäre zu entlassen. Man dürfe sich nicht auf eine “magische Lösung” verlassen, da es diese nicht gebe. 

In einer Online-Debatte diskutierten Prof. Dr. Klaus Wallmann vom GEOMAR, Prof. Dr. Matthias Kalkuhl vom Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change sowie Dr. Elisabeth Dütschke vom Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI über die Chancen und Grenzen von CO2-Speicherung. Die Debatte hat gezeigt, dass CO2 bei ordnungsgemäßer Durchführung dauerhaft und sicher gespeichert werden kann. Aber: Sowohl mit als auch ohne technische Speicherung von CO2 sind gesellschaftliche Verhaltensänderungen wie Energie sparen oder beim Konsum notwendig. In der Debatte um die Technologie dürfe aber auch nicht die Gerechtigkeitsfrage aus dem Blick geraten – sowohl global bezüglich der Speicherorte als auch innerhalb der Bevölkerung, wenn es darum geht, die Kosten gesellschaftlich gerecht aufzuteilen.

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Alle Expert*innen sind sich einig: Wir müssen unseren CO2-Ausstoß drastisch reduzieren, um das Klima zu schützen. Technische Lösungen können dabei unterstützen, müssen aber gut kontrolliert werden. Aber uns allein auf eine technische Lösung zu konzentrieren, reicht nicht. Wir müssen auf ein Portfolio aus verschiedenen Maßnahmen setzen – sowohl technisch als auch naturnah.

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