Außerdem müssen wir aktiv CO2 aus der Atmosphäre entfernen, um die Klimaziele zu erreichen. Das heißt, wir müssen negative Emissionen erzeugen. Wie das gelingt und warum technische Wege kritisiert werden, erklärt unser Listicle.
Ist CO2-Speicherung ein sicherer Weg, um Deutschlands Emissionen zu senken? Dr. Susanne Dröge vom Umweltbundesamt betont: “Zur Sicherheit der Lagerstätten, ob unter dem Meeresboden oder an Land, fehlen derzeit noch langfristige Studien.” Laut Umweltbundesamt ist nicht vollkommen auszuschließen, dass CO2 aus den unterirdischen Speichern in das Grundwasser gelangt. Und auch der zusätzliche Energieaufwand, um CO2 abzuscheiden und zu transportieren, sei problematisch. Prof. Dr. Frank Schilling vom Karlsruher Institut für Technologie argumentiert hingegen für die Nutzung von CCS: “Wenn man auf den Trinkwasserschutz achtet, lässt sich CCS verantwortlich und sicher betreiben. Die Gefährdungen durch die Risiken sind jedenfalls geringer als jene durch die Klimaerwärmung.”
Auch die Weiterverwendung von CO2 ist eine Möglichkeit, den klimaschädlichen Kohlenstoff zu binden. Dadurch können Kohlenstoffkreisläufe entstehen, die das CO2 langfristig in anderen Prozessen oder Produkten binden. Solche CCU-Technologien sind aber an Voraussetzungen gebunden. Sie können nur dann einen Beitrag zum Klimaschutz leisten, wenn das CO2 zum einen langfristig gebunden wird und zum anderen, wenn die dafür verwendete Energie aus erneuerbaren Energien gewonnen wurde. Das betrifft sowohl die Energie für die Abscheidung selbst als auch die für die Versorgung der Anlagen und die für die Prozesse bei der Weiterverwendung: “Das Ganze ergibt nur Sinn, wenn ich den Betrieb mit erneuerbarem Strom betrachte”, so Prof. Dr. Stefan Bringezu von der Universität Kassel.
Prof. Dr. Görge Deerberg vom Fraunhofer UMSICHT betont ebenfalls, dass erneuerbare Energien essentiell für einen sinnvollen Einsatz von CCU-Technologien sind. Neben erneuerbaren Energien sieht er die Herausforderungen für die Implementierung von CCU insbesondere in der Infrastruktur und Bürokratie. “Technisch wäre eine Umsetzung in drei bis fünf Jahren möglich”, so Deerberg. Aber fehlende Genehmigungen und Infrastruktur erschweren die Umsetzung in diesem Zeitraum.
In Deutschland sind Speichervorhaben vor ungefähr 15 Jahren an Bürgerprotesten gescheitert. Dr. Elisabeth Dütschke vom Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI erklärt, dass die Einstellung zu Technologien von vielen Aspekten abhängt: Standort des Speicherprojekts, Technikaffinität, Vertrauen in die Personen, die solche Technologien vorantreiben wollen. “Eine gesellschaftliche Debatte ist zentral, in der Umweltverbände genauso zu Wort kommen wie die Industrie, die Politik oder die Wissenschaft”.