Warum wir Technologien für den Klimaschutz brauchen
„In Bezug auf die Klimaziele müssen wir verstehen, dass wir zwei Dinge tun müssen: Zum einen müssen wir unsere Emissionen stark reduzieren und zum anderen CO2 aktiv aus der Atmosphäre entnehmen. Beides ist notwendig, um die Klimaziele zu erreichen“, erklärt Dr. Jan Minx, Leiter der Arbeitsgruppe Angewandte Nachhaltigkeitsforschung am Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change. CO2 muss deshalb aus der Atmosphäre entfernt werden, weil es erstens immer unvermeidbare Restemissionen geben wird, zum Beispiel aus der Landwirtschaft. Zweitens sollen in Deutschland und Europa ab 2050 negative Emissionen erzeugt werden. Das heißt, dass mehr CO2 aus der Atmosphäre entnommen als ausgestoßen wird. „Es geht hier nicht um ein Kann. Es ist wirklich ein Muss“, ordnet Minx die Notwendigkeit von CO2-Entnahmen für die Klimaziele ein. Auch der Weltklimarat geht davon aus, dass die Klimaziele nur erreicht werden, wenn wir negative Emissionen erzeugen.
Derzeit entnehmen wir weltweit insgesamt zwei Milliarden Tonnen CO2 mithilfe von Bäumen aus der Atmosphäre. Zwei Millionen Tonnen CO2 entnehmen wir durch technische Verfahren, hauptsächlich durch Bioenergie mit CCS (BECCS). Um die Klimaziele zu erreichen, ist das zu wenig. Es ist allerdings auch nicht möglich, unbegrenzt Bäume zu pflanzen, da der Platz in Deutschland wegen dichter Besiedelung fehlt. Außerdem würde das in Bäumen gespeicherte CO2 wieder freigesetzt, wenn Wälder, zum Beispiel wegen Dürre, abbrennen. Deshalb sind wir zusätzlich auf technische Methoden angewiesen.
Wie viel CO2 sparen wir durch die Technologien ein?
Die Internationale Energieagentur schätzt, dass weltweit 29 Milliarden Tonnen CO2 durch CCS bei industriellen Prozessen eingespart werden können. In Deutschland ließen sich 2045 jährlich insgesamt 16 Millionen Tonnen CO2 durch industrielles CCS vermeiden, so die Studie Klimaneutrales Deutschland 2045. Durch CO2-Entnahmetechnologien mit nachfolgender Speicherung wie BECCS oder Direct-Air-Capture-Anlagen (DAC) mit Speicherung steigt die Menge auf 73 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr. Diese Mengen werden jedoch nur erlangt, wenn das CO2 langfristig gespeichert wird.
Aber nicht nur die Speicherung ist entscheidend für den Einfluss auf das Klima. Die Abscheidung von CO2 aus industriellen Abgasen oder auch der Luft kostet viel Energie. Bei DAC mit nachfolgender Speicherung (DACCS) kommt hinzu, dass auch die Anlagen, die das CO2 aus der Luft entfernen, mit Energie versorgt werden müssen. Daher ist es wichtig, dass diese Energie aus erneuerbaren Quellen stammt. Deren Ausbau soll bis 2030 deutlich beschleunigt werden, heißt es im neuen Erneuerbare-Energien-Gesetz vom 1. Januar 2023.