Prof. Dr. Charlene Chen, Assistenzprofessorin für Marketing und International Business an der Nanyang Business School in Singapur, sieht auch noch einen weiteren Grund für die Massenkäufe: „Wenn Menschen das Gefühl der Kontrolle verlieren, kaufen sie vor allem Dinge, die ihnen dabei helfen sollen, ein Problem zu lösen. Sie kompensieren damit den Kontrollverlust.” So ließen sich zumindest die Käufe von lange haltbaren Lebensmitteln, Konserven und Desinfektionsmitteln oder Seife erklären. Die Anhäufung von Toilettenpapier hingegen nicht.
Diese ist auf ein Prinzip zurückführen, was sich Zero-risk-bias oder auch Nullrisiko-Verzerrung nennt. „Menschen haben eine starke Tendenz, zu versuchen, ein Risiko zu eliminieren, auch wenn es irrational ist, weil die Versorgung gewährleistet ist, das Produkt gar nicht benötigt wird oder es aber sogar unsozial ist, weil es dazu führt, dass andere weniger bekommen“, sagt Bernhard Streicher. Obwohl also bekannt ist, dass Corona keine Durchfallerkrankung ist, häufen die Menschen trotzdem Dinge an, die aus ihrer Sicht überlebenswichtig sind und dazu zählt offensichtlich auch Toilettenpapier.
Die Unsicherheit hat aber auch noch eine andere Folge. „In eine Phase in der wir stark verunsichert sind und keine Blaupause für eine Lösung parat haben, orientieren wir uns häufig am Verhalten anderer und kopieren es. Wir nennen das Herdenmentalität“, sagt Chen. „Beginnen einige Leute aus Angst vor Versorgungsengpässen damit, gewisse Produkte zu horten, schauen sich andere das Verhalten schlichtweg ab.” Sprich: Fehlt in unserem Supermarkt auf Grund falscher Angst einzelner etwa Toilettenpapier oder Pasta, so reagieren wir darauf, indem wir diese Gegenstände für Mangelware halten und ebenfalls verstärkt kaufen, wenn sie vorrätig sind.