Wenn eine solche Phase noch lange anhält, welche anderen Gefahren drohen im psychologischen Bereich?
Neben den oben beschriebenen psychologischen Folgen, sind es besonders Stresssituationen, die gehäuft auftreten können. Innerfamiliäre oder häusliche Gewalt, Konflikte im Eheleben oder eine starke Belastung der Eltern-Kind-Beziehung sind hier mögliche Gefahren.
Ab welchen Zeitraum sprechen wir tatsächlich von einer langanhaltenden Lage?
Wir sind bereits in der Phase, in der mit Folgeschäden zu rechnen ist. Hinzu kommt, dass unser Zeitempfinden sich verändert hat, da die Struktur unseres Alltags eine andere ist. Es gibt aber keinen klaren Cut-Off, der für alle gilt, da es sehr individuell ist und jeder unterschiedlich lang mit einer solchen Ausnahmesituation umgehen kann.
Hilft es mehr zu arbeiten?
Arbeit ist immer eine Art Beschäftigungstherapie und per se natürlich auch eine gute und wichtige Säule im Leben. Allerdings ist es problematisch, wenn man sich jetzt nur noch in die Arbeit stürzt und keine weiteren Lebenssäulen kultiviert.
Glauben Sie denn, dass es nach der Krise eine gesellschaftliche Veränderung geben wird?
Je länger der Prozess anhält, desto mehr Veränderungen wird es geben. Jetzt gibt es schon eine Bewusstseinsveränderung sowohl auf sozialer, politischer und gesellschaftlicher Ebene. Ob diese auch strukturelle Veränderungen nach sich ziehen wird, bleibt abzuwarten. Ich glaube aber, dass in dieser Krise durchaus auch Potenzial zum Positiven liegt, vorausgesetzt den Opfern der Krise wird schnellstmöglich und adäquat Hilfeleistungen geboten.