Die Studie hat ergeben, dass auch Paare, die auf eine ausgewogene Aufteilung von Sorgearbeit achten, während der Corona-Pandemie in traditionelle Rollenverteilungen zurückfallen. Welche Faktoren beeinflussen diese Rollenverteilung?
Wir haben diese Tendenz bei 60 % der Paare, die sich vor der Corona-Pandemie die Sorgearbeit fair geteilt haben, gesehen. Bei Paaren mit einem geringeren Gehalt ist diese Entwicklung noch einmal stärker ausgeprägt. Wir glauben, dass Paare zurzeit nicht auf das Gehalt des Mannes, das ja meistens höher ist, verzichten können. Hier führen also strukturelle Faktoren – die es natürlich auch schon vor der Corona-Pandemie gegeben hat –dazu, dass Frauen benachteiligt sind, dass Frauen den höheren Teil der Sorgearbeit übernehmen und dass Paare zurück in alte Rollenmuster fallen.
Arbeiten Personen, die weniger verdienen, eher in Berufen, die nicht gut mit Homeoffice kompatibel sind?
Ja, das kommt noch dazu. Deswegen müssen diese Personen eben häufiger ihre Arbeitszeit reduzieren. Man sieht generell, unabhängig von Mann oder Frau, dass Personen, die in Haushalten mit niedrigeren Einkommen leben, häufiger ihre Arbeitszeit für die Kinderbetreuung reduzieren, weil sie eben nicht die Möglichkeit haben, im Homeoffice zu arbeiten.
Welche Folgen hat diese Arbeitszeitreduzierung?
Die Arbeitszeitreduzierung geht teilweise mit Lohnverlusten einher. Außerdem denken wir, dass sich traditionelle Familienrollen verfestigen könnten und sich die Arbeitszeitreduzierung schlecht auf die beruflichen Perspektiven von Frauen auswirken könnte. Wenn Frauen jetzt ihre Arbeitszeit reduzieren und wir in eine Situation kommen, in der der Arbeitsmarkt generell angespannter ist, stellt sich die Frage, ob es ohne weiteres möglich ist, auf die volle Stundenanzahl zurückzukommen. An dieser Stelle will ich betonen, dass ich es plausibel finde, von diesen Folgen auszugehen. Welche Folgen dann wirklich eintreten, wissen wir aber noch nicht genau.