Welche nächsten Schritte wären sinnvoll?
Abwarten. Man muss sich von dem Gedanken verabschieden, dass der Staat durch seine Politik einfach alles regeln kann. Die Ökonomie wird sich mittelfristig von der Krise erholen. Die Aufgabe des Staates ist, diesen Prozess zu begleiten und idealerweise etwas zu beschleunigen. Aber das Kosten-Nutzen-Verhältnis muss mitgedacht werden. Wenn der Nachfrageimpuls in der kurzen Frist überschaubar ist, dann rechtfertigt dies eben keine hohen Milliardenbeträge, die junge Generationen in Zukunft belasten. Zudem dürfen wir nicht vergessen, dass Deutschland wirtschaftlich eine sehr offene Ökonomie ist. Viel von der Entwicklung unserer Wirtschaft und Gesellschaft hängt davon ab, wie es bei unseren Partnern läuft. Es braucht etwas Geduld um zu schauen, wie sich die Wirtschaft in Europa und der ganzen Welt erholt. Möglicherweise müssen wir eher darüber nachdenken, wie wir unseren EU-Partnern im Süden helfen können, da ein Euro dort möglicherweise sehr viel mehr bringt als ein weiterer Euro bei uns.
Sie hatten im vorherigen Gespräch das Kurzarbeitergeld als Maßnahme gelobt, wie bewerten sie es, dass dieses nun nicht verlängert wird?
Das Kurzarbeitergeld ist ein sehr effektives Instrument in Krisenzeiten. Es stabilisiert die Nachfrage, da die Betroffenen nicht einfach in die Arbeitslosigkeit fallen. Und es stabilisiert die Beschäftigungsverhältnisse in der Krise. Inwieweit die Verlängerung der Bezugsdauer sinnvoll ist, ist schwer zu beurteilen. Ein Unternehmen, dass länger als 12 Monate Kurzarbeit machen muss, ist sicherlich nicht als gesundes Unternehmen zu bezeichnen. Es wird durch die Krise ausgelöst eben auch strukturelle Veränderungen geben, etwa in der Luftfahrtindustrie oder beim Bau von Kreuzfahrtschiffen. Da werden Unternehmen und somit auch Beschäftigungsverhältnisse schrumpfen müssen. Ich glaube aber nicht, dass die Fallzahlen der verlängerten Bezugszeiten des Kurzarbeitergelds sehr groß sein werden. Insofern sendet die Maßnahme das Signal, dass die Regierung sich kümmert, mit der Hoffnung, dass es letztlich gar nicht zum Tragen kommt.