In welchen Bereichen hätten Sie sich eine stärkere Förderung gewünscht?
Ich hätte mir gewünscht, dass mehr in innovative Ansätze investiert wird, welche es allen Kindern ermöglichen, Bildungsangebote zu nutzen. Denn wie wir aktuell sehen, ist es vor allem eine öffentlich finanzierte Infrastruktur im Bereich von Bildung und Betreuung, die Familien fehlt, auf die sie aber angewiesen sind. Schauen wir uns die Verteilung der Gelder an, die explizit Familien zu Gute kommen, so sehen wir aber, dass ein Großteil in den Kinderbonus fließt, weniger in Bildungs- und Betreuungsangebote, in Kitas und Schulen. Da aber jeder Euro nur einmal ausgegeben werden kann, wäre es sinnvoller gewesen, den Schwerpunkt auf Investitionen in die Bildungsinfrastruktur zu legen und nicht auf Geldleistungen.
Sie hatten in unserer Live-Debatte insbesondere die schwierige Situation der Eltern und insbesondere Mütter in der aktuellen Zeit hervorgehoben, die ein Großteil der Betreuungsarbeit übernehmen und Arbeit und Familie vereinbaren müssen. Hätten Sie sich gewünscht, dass man diese besondere Belastung durch das Konjunkturpaket beheben möchte?
Zusammen mit Kolleg*innen am DIW Berlin habe ich unterschiedliche Vorschläge entwickelt, wie Familien in der Pandemie besser unterstützt werden können, beispielsweise mit einem Corona-Elterngeld oder einer räumlichen und personellen Entzerrung der Bildung und Betreuung in Kitas und Schulen. In dem aktuellen Konjunkturpaket wurde aber vor allem auf die klassischen Instrumente zurückgegriffen – viel Innovatives sehe ich in diesem Bereich nicht. Ich hätte mir gewünscht, dass die Politik innovativere Lösungen umsetzt, um unter anderem auch der zu erwartenden steigenden Bildungsbenachteiligung entgegen zu wirken. Es gibt zwar recht enge Grenzen, wie der Bund in Bildungsangebote investieren kann, da dafür die Länder und Kommunen zuständig sind, allerdings wären befristete Förderprogramme durchaus möglich gewesen.