Besonders ist die Situation auch für Familien, die jetzt plötzlich mehr Zeit miteinander verbringen. Mit dem Potential, mehr gemeinsame Zeit zu haben, um sich auszutauschen, zu spielen oder einfach auch nur einen intensiveren Alltag zu erleben. Hier sieht Isabella Heuser neben den Chancen aber auch Risiken: „Es ist zu befürchten, dass in Familien, bei denen ohnehin schon ein Konfliktpotential besteht, durch die angeordneten Maßnahmen die Konflikte eskalieren und es zu heftigen Auseinandersetzungen bis hin zu häuslicher Gewalt kommen könnte”. Sie rät daher dringend davon ab, bereits schwelende Konflikte jetzt lösen zu wollen.
Insgesamt sehen sowohl Hegerl als auch Heuser aber für jeden Einzelnen Chancen in der neuen Situation. „Vielleicht haben Sie Zeit, darüber nachzudenken, was wirklich wichtig in Ihrem Leben ist oder in Ruhe eine Beethoven-Sonate anzuhören oder ein Buch zur Hand zu nehmen, welches Sie schon immer mal lesen wollten”, sagt Hegerl. Denn wir alle werden durch die Maßnahmen dazu gezwungen unser Freizeitverhalten neu zu überdenken.
Überhaupt hoffen beide Experten, dass die Krise langfristig auch positive Effekte für die Gesellschaft haben wird. Denn schon jetzt fällt auf, dass die Gesellschaft in Zeiten der Corona-Epidemie zusammenrückt, Nachbarschaftshilfe organisiert und sich gegenseitig unterstützt. Und auch unser Zusammenleben zwischen den Generationen wird aktuell auf die Probe gestellt. „Es zeigt sich jetzt, wie wir mit den vulnerablen Mitgliedern in unserer Gesellschaft umgehen und wie solidarisch wir als Gemeinschaft sind“ so Heuser.