Der Unterschied: Die Corona-Krise ist konkret, die Klimakatastrophe bleibt abstrakt
Anita Engels hingegen ist skeptisch, dass die aktuelle Krisenerfahrung in der deutschen Gesellschaft zu Verhaltensänderungen beim Klimaschutz führen wird: „Es gibt einen ganz wichtigen Unterschied für das eigene Handeln in beiden Krisen: Die Coronakrise zeigt sich durch ihre unmittelbare Schrecklichkeit, da sie letztlich jeden treffen kann. Die Klimakrise wird immer noch eher als langfristige und allmähliche Verschiebung verstanden. Das Risiko, an den Folgen der Krise zu sterben, wird viel weniger unmittelbar wahrgenommen. Es wird auch nicht für Deutschland, sondern eher für andere Regionen der Welt erwartet.” Die Soziologin hält die Klimakrise nach wie vor für zu abstrakt, um von den Menschen in Deutschland tatsächlich als reale Bedrohung verstanden zu werden.
In anderen Regionen dieser Welt ist die Klimakrise dagegen jetzt schon lebensbedrohend. „Staaten wie Vanuatu und Fidji sind deutlich von der Klimakrise betroffen. Diese müssen nun doppelten Katastrophenschutz leisten: gegenüber der Pandemie und gegenüber der Klimakrise”, sagt Kira Vinke vom PIK. „Gleichzeitig verdeutlicht die Corona-Pandemie auch, dass globale Risiken nicht vor Ländergrenzen Halt machen.“
Die Klimakrise als globales Risiko
Wichtig sei es daher, die Klimakrise als solch globales Risiko anzuerkennen, so Vinke. Dabei helfen könnte das Bild, mit dem die Maßnahmen in der Corona-Pandemie momentan gebetsmühlenartig erklärt werden: Flatten the curve. Diese Metapher erscheint Soziologin Engels verständlicher, um die Menschen für die Klimakrise zu sensibilisieren: „In der Kommunikation zum Klimawandel wird oft das Bild der Emissionskurve mit einem abrupten Knick nach unten verwendet. Dieses Bild scheint nicht zu funktionieren. Insofern wäre „Flatten the curve“ vielleicht auch hier eine Möglichkeit die Kommunikation zu optimieren und mehr zu erreichen.”