Aus militärischer Sicht liegen die Vorteile von Drohneneinsätzen auf der Hand: „Der Schutz der eigenen Kräfte ist nicht zuletzt in der deutschen Debatte das Hauptargument der Befürworter von militärisch genutzten Drohnen“, sagt Dr. Niklas Schörnig vom Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK). Im Gegensatz zu Flugzeugen oder Helikoptern können Drohnen eine Bodenpatrouille über Stunden oder gar Tage begleiten, permanente Aufklärung der Umgebung liefern und ihre Daten in Echtzeit an die Soldatinnen und Soldaten im Einsatz schicken. Ist die Drohne dann auch noch bewaffnet, muss im Falle eines Angriffs der Bodenpatrouille nicht erst Luftunterstützung angefordert werden. Die Drohne kann direkt in das Geschehen eingreifen. Ihr strategischer Nutzen hingegen ist begrenzt. Die aktuelle Drohnengeneration eignet sich nur für asymmetrische Konflikte, in denen die Partei, welche die Drohne einsetzt, die Lufthoheit hat, sich also mit keiner nennenswerten Luftabwehr konfrontiert sieht. Im Umkehrschluss bedeutet das: „In einem zwischenstaatlichen Konflikt zweier ebenbürtiger Gegner mit gleicher technischer Ausstattung wären die aktuellen Drohnen praktisch nutzlos“, so Schörnig. Dennoch beklagt Schörnig einen Wildwuchs im globalen Drohneneinsatz: „Wir haben auf internationaler Ebene keinerlei Übereinkunft, wie Drohnen eingesetzt werden sollen und dürfen. Das bestehende Völkerrecht wird zu unterschiedlich interpretiert.“
Führend im Einsatz von Drohnen sind derzeit die Vereinigten Staaten. „Die USA setzen Drohnen in jeder möglichen Art und Weise ein, von Aufklärungsflügen, über Begleitung von Soldaten in aktuellen Konflikten bis hin zum Gebrauch bewaffneter Drohnensysteme, auch außerhalb offizieller Kriegsgebiete“, sagt Franke. Insbesondere Pakistan, Jemen und Somalia waren in den letzten Jahren die Haupteinsatzgebiete für gezielte Tötungen durch US-Drohnen. Diese Einsätze unterliegen in der Regel der CIA oder der United States Joint Special Operations Command (JSOC), eine Kommandoeinrichtung der US-Streitkräfte, die mehrere Spezialeinheiten leitet. „Aus diesem Grund sind solche Einsätze außerhalb des klassischen militärischen Systems und deshalb auch außerhalb der klassischen parlamentarischen Kontrolle des Militärs“, so Franke. Die geheimen CIA-Einsätze begannen als ein Bestandteil des amerikanischen „War on Terrors“ unter George W. Bush, blieben jedoch ein Kernelement der Anti-Terror-Strategien unter Barack Obama und Donald Trump, das stetig ausgebaut wurde. Zwar machen diese Einsätze nur einen kleinen Teil der gesamten US-Drohnennutzung aus, sie prägen jedoch die öffentlichen Debatten über Drohneneinsätze weltweit, auch in Deutschland.
Spätestens seit 2009 wird die Bewaffnung deutscher Drohnen öffentlich debattiert. Während Befürworter die Aufklärungsmöglichkeiten und den Schutz der eigenen Kräfte durch bewaffnete Drohnen betonen, sehen die Gegner dieser Systeme genau dort das Problem. Sie argumentieren, dass die Hemmschwelle zum Einsatz sinken könnte, da keine eigenen Kräfte gefährdet werden. „Das ist ein Argument, das theoretisch überzeugend ist, empirisch jedoch weder in die eine, noch in die andere Richtung bestätigt wurde“, sagt Schörnig.