Sie arbeiten an einem solchen Projekt: Leipziger BlauGrün. Worum geht es da?
Bei der Stadtplanung ist es wichtig über Wasser nachzudenken. Deshalb brauchen wir blau-grüne Infrastrukturen. Blau steht für Wasser und grün für Pflanzen. Der Ansatz ist möglichst viele Wasserflächen und Anbaumöglichkeiten für Pflanzen zu schaffen. Das erhöht die Wasserverfügbarkeit, trägt aber auch zu einem besseren Stadtklima bei. Gerade bei Hitzeperioden tragen grüne Infrastrukturen – Bäume, bepflanzte Fassaden und Dächer – zur Abkühlung bei. Und Hitzeperioden werden wir in Zukunft häufiger erleben. Die Pflanzen verdunsten Wasser, durch die Verdunstung entsteht Kälte, die zu einem allgemein kühlen Stadtklima beiträgt. Das funktioniert aber nur, wenn auch genügend Wasser für die Pflanzen zur Verfügung steht. Manchmal gibt es aber auch zu viel Wasser auf einmal: Starkregen und urbane Sturzfluten sorgen für Überschwemmungen, da unsere bestehende Infrastruktur in Städten, auch aufgrund der Versiegelung, das Wasser nicht auffangen kann. Gründächer helfen dabei als natürliche Speicher: Sie halten das Wasser zurück. Aber auch der Boden ist wichtig: Wenn Regenwasser durchsickern kann, kann es sich im Grundwasser sammeln. Dort wird es gespeichert bis man es wieder benötigt.
Welche Herausforderungen gibt es, Städte mit solchen neuen Infrastrukturen anzupassen?
Die gesamte Bau- und Wasserwirtschaft ist relativ konservativ. Erstmal braucht es sehr lange bis sich neue Ideen und Konzepte durchsetzen, falls sie sich überhaupt durchsetzen. Infrastrukturen sind unglaublich langlebig, weshalb sich bestehende Systeme nur schwer ändern lassen. Vor allem kreislauforientierte Projekte – Abwasser aufbereiten und wiederverwenden – gibt es deshalb aktuell nur sehr punktuell, obwohl schon seit über 20 Jahren an solchen Konzepten geforscht wurde. Außerdem ist eine Veränderung immer mit hohen Kosten verbunden. Normalerweise sind bestehende Infrastrukturen die kostengünstigere Variante. Neue Systeme sind anfangs oft nicht so kosteneffektiv, sie müssen in der Anwendung erst durch Erfahrungswerte optimiert werden.
Welche Vorteile bieten blau-grüne Infrastrukturen im Gegensatz zu anderen Technologien des Wassermanagements?
Blau-grüne Infrastrukturen sind einfacher und kostengünstiger umzusetzen. Außerdem hängen sie eng mit einer besseren Stadtqualität zusammen. Sie sorgen zum einen für ein angenehmeres und kühleres Klima bei Hitzeperioden, zum anderen tragen Grünflächen zur Lebensqualität in der Stadt bei.