Bessere Klärung, weniger Verunreinigung
Was die Abwasserreinigung angeht, hat Deutschland bereits einen vergleichsweise guten Umgang mit Wasser gefunden: Das meiste Abwasser kann so geklärt werden, dass es danach in Flüsse geleitet werden kann. Für das Grundwasser ist es trotzdem verloren. „Die Abwasseraufbereitung müsste in einem vollen Kreislauf gedacht werden, sodass das Wasser aus der Kläranlage wieder dem Grundwasser zugeführt werden könnte“, sagt Karsten Rinke. Denn die Verschmutzung wird in Zukunft wahrscheinlich noch zunehmen: „Wir werden in Zukunft nicht nur eine Wassermengenkrise, sondern auch eine Wasserqualitätskrise haben“, so Rinke. Laut Umweltbundesamt ist bereits heute ein Drittel des Grundwassers „in einem schlechten chemischen Zustand.“ Claudia Pahl-Wostl sieht hier auch Ansatzpunkte für jede*n Einzelne*n, denn zu der häufig vorkommenden Nitratbelastung, trage die Massentierhaltung entscheiden bei: „Jeder kann und sollte sich also fragen: Wie viel Fleisch muss ich essen?“, sagt Pahl-Wostl. Wichtig sei außerdem, keine Medikamente oder Chemikalien über die Toilette zu entsorgen. Das käme immer noch viel zu häufig vor und die Spurenstoffe können in der Kläranlage nicht entfernt werden.
Ein Schritt in die richtige Richtung: Die Nationale Wasserstrategie
Beiden Forschenden ist aber der Blick auf das große Ganze wichtiger, als auf das individuelle Handeln. „Wir müssen unser Wasser ganzheitlich bewirtschaften“, sagt Pahl-Wostl. Einen ersten Schritt in die richtige Richtung gebe es schon: 2021 veröffentlichte das Bundesumweltministerium die Nationale Wasserstrategie. Sie stellt einen Fahrplan für den Umbau und die Anpassung der Wasserwirtschaft und der Klimaanpassung des Wassersektors in Deutschland bis 2050 vor und soll den „besonderen Wert des Wassers stärker ins Bewusstsein der Gesellschaft rücken.“ Pahl-Wostl und Rinke begrüßen die Nationale Wasserstrategie. Sie enthalte sowohl die richtigen und umfassende Maßnahmen sowie eine hierfür notwendige Finanzierungsstrategie. Das Problem sehen beide jedoch in der Umsetzung: „Die Zuständigkeiten sind nicht klar und die Verwaltung in den Bundesländern – bei der die Umsetzung bei einem regionalen Thema, wie Wasser eigentlich läge – ist dafür häufig nicht ausgestattet“, so Pahl-Wostl.
Die Umsetzung ist aber umso dringlicher, da sich in Zukunft die Klimakrise verschärfen wird und unser Wasserbedarf weiter steigen wird. Rinke rechnet im schlimmsten Fall damit, das bis zu einem Drittel der landwirtschaftlichen Flächen bewässert werden müssten. Heute sind es knapp drei Prozent. Er fordert deshalb, die Wasserkrise nicht nur auf der Ebene des menschlichen Wasserverbrauchs zu betrachten, sondern den Landschaftswasserhaushalt und die daran gebundenen ökologischen Funktionen stärker in den Blick zu nehmen: „Wir müssen unseren Naturraum richtig versorgen. Dieser Wasserbedarf ist auch eine Daseinsvorsorge für uns.“