Gegenüber dem Science Media Center – Projektpartner von Die Debatte – äußerten sich Experten zu dieser Studie und zu einem möglichen Werbeverbot von E-Zigarette-Produkten.
„In den USA wird Juul mit einem sehr hohen Nikotingehalt vermarktet (mehr als 50 mg/ml; in der EU sind maximal 20 mg/ml erlaubt) und ist vor allem unter Jugendlichen sehr beliebt – die nun vorgelegte Studie gibt Hinweise darauf, dass dies auch an einer Promotion des Produkts auf der bei jungen Menschen sehr beliebten sozialen Plattform Instagram liegen könnte, denn ein Großteil der Posts hatte jugend- oder lebensstilbezogene Bezüge. Von Tabakwerbung ist bekannt, dass sie von Jugendlichen wahrgenommen wird und bei ihnen verfängt – Studien haben gezeigt, dass Tabakwerbung einen Einfluss auf die Haltung zum Rauchen und somit letztlich auch das Rauchverhalten ausübt. Dies gilt natürlich umso mehr, je spezifischer die Ansprache von Jugendlichen ist, beispielsweise durch Idole und Influencer. Es ist davon auszugehen, dass ähnliche Mechanismen auch bei E-Zigaretten wirken.“, sagt PD Dr. Ute Mons, Leiterin der Stabsstelle Krebsprävention, am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ), Heidelberg, zu der neuen Studie. Deshalb befürwortet Mons eine Ausweitung des Werbeverbots auf E-Zigaretten.
Unterstützung erhält sie dabei von PD Dr. Katharina Diehl vom Mannheimer Institut für Public Health der Universität Heidelberg: „E-Zigaretten mögen weniger schädlich sein als herkömmliche Tabakzigaretten. Allerdings geht auch von E-Zigaretten eine Gesundheitsgefährdung für Jugendliche aus. Daher ist es aus meiner Sicht wichtig, Werbebeschränkungen auch für E-Zigaretten einzuführen, damit Jugendliche weder mit dem Konsum von Tabakzigaretten noch mit dem Konsum von E-Zigaretten anfangen. E-Zigaretten dürfen auch in politischen Debatten nicht verharmlost werden – „gesunde Zigaretten“ gibt es nicht. Daher sollten E-Zigaretten keinesfalls aus dem Tabakwerbeverbot ausgeschlossen werden. Es muss verhindert werden, dass Jugendliche durch Werbung in die Versuchung kommen, E-Zigaretten auszuprobieren, und schließlich abhängig werden.“
Und auch Daniel Kotz, Professor für Suchtforschung und klinische Epidemiologie am Universitätsklinikum Düsseldorf, pflichtet den Kolleginnen bei:
„Ein Gesetz für ein vollständiges Werbeverbot für Tabak und alternative Tabakprodukte wie E-Zigaretten, Tabakerhitzer und Wasserpfeifen in Deutschland ist überfällig. Tabakwerbung hat vor allem zum Ziel, neue Raucher/innen zu gewinnen – vor allem junge Menschen – sowie den Markt für Tabakprodukte zu erweitern, indem das Rauchen gefördert, das Aufhören mit dem Rauchen entmutigt, und Gesundheitsgefahren in Zweifel gezogen werden.“
Er sieht dabei auch keinen Widerspruch dazu, E-Zigaretten für die Tabakentwöhnung einzusetzen:
„Für abhängige Tabakraucher/innen kann die E-Zigaretten eine gesündere Alternative beziehungsweise Unterstützung bei der Tabakentwöhnung sein. Dafür braucht es allerdings keine kommerzielle Werbung, sondern vielmehr wissenschaftlich fundierte öffentliche Aufklärung über Chancen und Risiken.“