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Aktuelle Entwicklungen um die E-Zigarette

Neue Studien zu Gesundheitseffekten und Werbung für E-Zigaretten

Lungenerkrankungen und Tote durch E-Zigaretten

In den USA werden immer mehr Lungenerkrankungen und Todesfälle bekannt, die auf den Gebrauch von E-Zigaretten zurückzuführen sein könnten. Bis zum 1. Oktober 2019 haben die Centers for Disease and Control and Prevention (CDC) insgesamt 18 Todesfälle und 1.080 Patienten mit Lungenschäden gezählt. Die Ursachen sind dafür noch weitestgehend ungeklärt, auch wenn THC-haltige Vaping-Öle in Verdacht stehen, die Lungenschädigungen auszulösen. Eine Einschätzung zu den Erkrankungen und den Zusammenhängen liefern Experten gegenüber dem Science Media Center.

Bereits vor einiger Zeit hat sich Die Debatte mit den wissenschaftlichen Fakten zur E-Zigarette und Einschätzungen von Experten zu den gesundheitlichen Risiken beschäftigt. In den letzten Monaten hat es einige neue Studien gegeben, weshalb sich ein erneuter Blick auf das Thema lohnt.

So geben neue Studienergebnisse der Stanford University Hinweise darauf, dass die verschiedenen Aromen unterschiedlich negative Auswirkungen auf die Gefäßzellen haben können. Eine weitere 2019 veröffentlichte Studie der University of Kansas legt nahe, dass der Konsum von E-Zigaretten das Risiko für Herzerkrankungen und die Wahrscheinlichkeit an Depressionen und psychischen Störungen zu erkranken erhöhen kann.

Über die wissenschaftliche Bewertung von E-Zigaretten gibt es dabei grundsätzlich unterschiedliche Argumentationsansätze: Eine Mehrheit der Experten betont, dass die E-Zigaretten zwar weniger schädlich als klassische Tabakzigaretten sind, aber eben dennoch gesundheitliche Risiken beinhalten, welche überwiegend noch nicht erforscht sind. Andere Experten betonen hingegen die positiven Effekte der E-Zigarette auf Raucher und machen sich für den Einsatz von E-Zigaretten stark.

Vielfach als besonders problematische Konsumentengruppe werden dabei Kinder und Jugendliche wahrgenommen, die durch die E-Zigaretten erst eine Nikotinabhängigkeit entwickeln. Insbesondere in den USA ließ sich in den letzten Jahren eine enorme Verbreitung der E-Zigarette unter Schülern feststellen. Dort war zwischen 2017 und 2018 der Anteil der Highschool-Schüler, die E-Zigaretten konsumierten, von 11 auf 21 Prozent gestiegen.

„Es muss verhindert werden, dass Jugendliche durch Werbung in die Versuchung kommen, E-Zigaretten auszuprobieren, und schließlich abhängig werden.“

PD Dr. Katharina Diehl, Mannheimer Institut für Public Health

Während in Deutschland die Werbung für Tabakprodukte verboten ist, gilt dies bislang nicht für E-Zigaretten. Zuletzt hatte sich Ende Juni Angela Merkel für ein vollständiges Verbot sämtlicher Tabakprodukte ausgesprochen und damit auch die Diskussion um den Umgang mit der E-Zigarette neu befeuert. Die Deutsche Herzstiftung und Frank Ulrich Montgomery, Präsident der Bundesärztekammer, fordern eine Ausweitung des Tabakwerbeverbots auf E-Zigaretten und Tabakerhitzer.

Eine neue Studie im Journal „Tobacco Control” zu der Online-Werbung für die E-Zigarette Juul auf Instagram zeigt nun, dass sich die Hälfte aller Posts auf Lifestyle oder andere für Jugendliche attraktive Inhalte bezog. Die Autoren der Studie fordern deshalb strengere Regulierungsmaßnahmen, die die Werbung für E-Zigaretten vor allem im Social Media Bereich beschränken, da dort Jugendliche eine Hauptzielgruppe sind.

„Ein Gesetz für ein vollständiges Werbeverbot für Tabak und alternative Tabakprodukte wie E-Zigaretten, Tabakerhitzer und Wasserpfeifen in Deutschland ist überfällig.

Prof. Dr. Daniel Kotz, Universitätsmedizin Düsseldorf

Gegenüber dem Science Media Center – Projektpartner von Die Debatte – äußerten sich Experten zu dieser Studie und zu einem möglichen Werbeverbot von E-Zigarette-Produkten.

„In den USA wird Juul mit einem sehr hohen Nikotingehalt vermarktet (mehr als 50 mg/ml; in der EU sind maximal 20 mg/ml erlaubt) und ist vor allem unter Jugendlichen sehr beliebt – die nun vorgelegte Studie gibt Hinweise darauf, dass dies auch an einer Promotion des Produkts auf der bei jungen Menschen sehr beliebten sozialen Plattform Instagram liegen könnte, denn ein Großteil der Posts hatte jugend- oder lebensstilbezogene Bezüge. Von Tabakwerbung ist bekannt, dass sie von Jugendlichen wahrgenommen wird und bei ihnen verfängt – Studien haben gezeigt, dass Tabakwerbung einen Einfluss auf die Haltung zum Rauchen und somit letztlich auch das Rauchverhalten ausübt. Dies gilt natürlich umso mehr, je spezifischer die Ansprache von Jugendlichen ist, beispielsweise durch Idole und Influencer. Es ist davon auszugehen, dass ähnliche Mechanismen auch bei E-Zigaretten wirken.“, sagt PD Dr. Ute Mons, Leiterin der Stabsstelle Krebsprävention, am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ), Heidelberg, zu der neuen Studie. Deshalb befürwortet Mons eine Ausweitung des Werbeverbots auf E-Zigaretten.

Unterstützung erhält sie dabei von PD Dr. Katharina Diehl vom Mannheimer Institut für Public Health der Universität Heidelberg: „E-Zigaretten mögen weniger schädlich sein als herkömmliche Tabakzigaretten. Allerdings geht auch von E-Zigaretten eine Gesundheitsgefährdung für Jugendliche aus. Daher ist es aus meiner Sicht wichtig, Werbebeschränkungen auch für E-Zigaretten einzuführen, damit Jugendliche weder mit dem Konsum von Tabakzigaretten noch mit dem Konsum von E-Zigaretten anfangen. E-Zigaretten dürfen auch in politischen Debatten nicht verharmlost werden – „gesunde Zigaretten“ gibt es nicht. Daher sollten E-Zigaretten keinesfalls aus dem Tabakwerbeverbot ausgeschlossen werden. Es muss verhindert werden, dass Jugendliche durch Werbung in die Versuchung kommen, E-Zigaretten auszuprobieren, und schließlich abhängig werden.“ 

Und auch Daniel Kotz, Professor für Suchtforschung und klinische Epidemiologie am Universitätsklinikum Düsseldorf, pflichtet den Kolleginnen bei:

„Ein Gesetz für ein vollständiges Werbeverbot für Tabak und alternative Tabakprodukte wie E-Zigaretten, Tabakerhitzer und Wasserpfeifen in Deutschland ist überfällig. Tabakwerbung hat vor allem zum Ziel, neue Raucher/innen zu gewinnen – vor allem junge Menschen – sowie den Markt für Tabakprodukte zu erweitern, indem das Rauchen gefördert, das Aufhören mit dem Rauchen entmutigt, und Gesundheitsgefahren in Zweifel gezogen werden.“ 

Er sieht dabei auch keinen Widerspruch dazu, E-Zigaretten für die Tabakentwöhnung einzusetzen:

„Für abhängige Tabakraucher/innen kann die E-Zigaretten eine gesündere Alternative beziehungsweise Unterstützung bei der Tabakentwöhnung sein. Dafür braucht es allerdings keine kommerzielle Werbung, sondern vielmehr wissenschaftlich fundierte öffentliche Aufklärung über Chancen und Risiken.“

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