Welche Bedeutung hat die E-Zigarette für die Tabakindustrie und die übergeordneten Public-Health-Ziele eines Staates?
Mit der E-Zigarette hat die Industrie nun eine Produktrevolution in den Händen, mit der der Suchtstoff Nikotin auf einfachste Weise weltweit Milliarden Menschen zugänglich gemacht werden kann. Es ist zu erwarten, dass die E-Zigarettenindustrie den Nikotintransfer und damit das Abhängigkeitspotenzial durch technische Veränderungen und die chemische Zusammensetzung von Liquid und Dampf künftig weiter „optimieren“ wird. Derartige Produkt-“Optimierungen“ sind an einem chemisch-technischen Produkt wie der E-Zigarette deutlich einfacher realisierbar als an der klassischen Tabakzigarette, wo der beißende Rauch durch Zusatzstoffe kaschiert werden muss. Ganz aktuelle Studien belegen, dass bei E-Zigaretten eine ebenso schnelle Nikotinanflutung im Blutplasma erfolgt, wie wir es von Tabakzigaretten seit langem kennen.
Wie wird die E-Zigarette in der Werbung dargestellt?
Besonders problematisch sind irreführende Werbeaussagen (wie z. B. health claims). Aussagen wie „gesünder als die Tabakzigarette“ sind bei einem Produkt wie der E-Zigaretten – deren Aerosol nachweislich krebserregende Inhaltsstoffe und das schnell abhängig machende Nikotin aufweist – hoch problematisch.
Inwieweit findet in Deutschland eine gesamtheitliche und ausgewogene Diskussion über die Chancen und Risiken der E-Zigarette statt?
In der aktuellen Diskussion sind neutrale und unabhängige Wissenschaftler in der Minderheit. Nicht nur in Deutschland, sondern weltweit wird die Diskussion um die E-Zigarette von Interessensverbänden, Herstellern und Nutzern dominiert, was unseres Erachtens zu einer oft unsachlichen und insgesamt einseitigen Darstellung der E-Zigarette geführt hat. Hinzu kommt, dass viele wissenschaftliche Studien von der E-Zigaretten-Industrie unterstützt werden, wie die Pflichtangaben zu Interessenkonflikten in den Publikationsorganen belegen.