Tatsächlich ist die E-Zigarette „eine Art Revolution für den Nikotinmarkt“, sagt Diehl. Wurde Nikotin lange Zeit fast ausschließlich über Tabakprodukte vertrieben, bieten sich nun neue Möglichkeiten den Suchtstoff zu verpacken. Prof. Sven Schneider, ebenfalls am Mannheimer Institut für Public Health, sagt dazu: „Mit der E-Zigarette hat die Industrie nun eine Produktrevolution in den Händen, mit der der Suchtstoff Nikotin auf einfachste Weise weltweit Milliarden Menschen zugänglich wird.“ Die Folgen sind noch weitestgehend unerforscht. Doch der Aufwand der Tabakindustrie, Produkte im Markt der E-Zigaretten-Produkte zu platzieren, verbunden mit den Werbekosten, ist bemerkenswert. So vermutet Schneider, „dass die E-Zigaretten-Industrie den Nikotintransfer und damit das Abhängigkeitspotenzial durch technische Veränderungen und die chemische Zusammensetzung von Liquid und Dampf künftig weiter ‘optimieren’ wird.“ Was bedeutet das für den Konsum in der Gesellschaft? „Generell besteht durchaus die Gefahr, dass durch die E-Zigarette der Konsum von Nikotin wieder zunimmt“, so Diehl.
Experten und Wissenschaftler fordern daher vor allem eine bessere Aufklärung über die Risiken der Produkte. Aber auch eine gesellschaftliche Debatte über die Risiken wäre wichtig. Denn auch die Frage, ob jugendliche Konsumenten von E-Zigaretten schneller oder häufiger zu Rauchern von Tabakprodukten werden, hat sich wissenschaftlich noch nicht eindeutig feststellen lassen. Das gibt Zeit, für uns zu definieren, wie wir als Gesellschaft insgesamt mit solchen (verzichtbaren) Suchtmitteln umgehen wollen. Denn man muss kein Experte sein, um zu wissen: Rauchen, dampfen, paffen – irgendwelche erwärmten oder erhitzten Stoffe tief in die Lunge zu inhalieren ist immer schädlicher, als darauf zu verzichten.