Wie aber kann man das Agrar- und Ernährungssystem zukünftig krisenresistenter machen und die weltweite Ernährung sichern? Dafür gibt es unterschiedliche Ansätze. Als eine Option wird grüne Gentechnik gesehen. Sie kann Lebensmittel resistenter vor äußeren Einflüssen wie zum Beispiel Dürre machen und so zur globalen Ernährungssicherung beitragen. Prof. Dr. Frank Kempken (Universität Kiel) und Prof. Dr. Matin Qaim (Universität Bonn) sehen langfristig Potenzial in grüner Gentechnik, um Erträge zu steigern. Kurzfristig helfe sie in der akuten Situation jedoch nicht. Gerade weil die Ablehnung in der deutschen Bevölkerung und Politik nach wie vor groß sei, wie Gabi Waldhof (IAMO) zu bedenken gibt.
Im Interview erklärt Robert Hoffie (IPK), Mitbegründer der Initiative Progressive Agrarwende, warum Wissenschaftskommunikation im Bereich grüner Gentechnik wichtig ist: Es bedarf wissenschaftlicher Fakten, um einen konstruktiven Diskurs zu schaffen, bei dem Bürger*innen selbstbestimmt rationale Entscheidungen treffen können.
Klar ist: Das große Ganze muss sich ändern. Wie kann ein Agrarsystem aussehen, dass die Welternährung sicherstellt? Prof. Dr. Sonoko Dorothea Bellingrath-Kimura (ZALF) hält eine neue Zielsetzung in der Landwirtschaft für notwendig, um sowohl den Klimaschutz als auch die weltweite Ernährungssicherung zu integrieren: Wir müssen das Agrarsystem so gestalten, dass Nährstoffkreisläufe, Biodiversität sowie Grundwasser und der Boden selbst geschützt werden. Wir müssen finanzielle Anreize schaffen, um nicht nur hohe Erträge zu belohnen, sondern auch das Fördern von Biodiversität etwa durch vielfältiges Saatgut. So können fehlende Erträge eines bestimmten Produktes durch andere Ernten ausgeglichen werden. Digitale Tools in der Landwirtschaft können dabei helfen, die Prozesse einfacher zu organisieren.
Landwirtschaftliche Flächen sind knapp. Für die menschliche Versorgung wird ein Viertel der gesamten Agrarfläche in Deutschland genutzt. In diesem Zusammenhang wird auch der Ausbau des Ökolandbaus kontrovers diskutiert: Ist er die Basis einer guten Landwirtschaft oder Verschwendung wichtiger Flächen? Da beim Ökolandbau die gleiche Agrarfläche weniger Ertrag bringt als bei konventionellem Anbau, sieht Prof. Dr. Matin Qaim (Universität Bonn) Ökolandbau kritisch – nicht nur in Krisenzeiten. Prof. Dr. Gerold Rahmann (Johann Heinrich von Thünen-Institut) erklärt Ökolandbau hingegen als ganzheitliches Konzept, das funktionieren kann, wenn man auch die Transformation anderer Aspekte einschließt – zum Beispiel einen geringeren Fleischkonsum.