Auch für die kommenden Monate ist fraglich, ob die Ukraine die nachgefragte Gütermenge überhaupt produzieren kann, ordnet Dr. Sören Köpke von der Universität Kassel die Situation ein: „Es ist nicht nur die kommende Ernte betroffen, sondern vor allem die nächste Aussaat im Herbst 2022.“ Kurzfristig sehen beide Experten jedoch keine Möglichkeit, solche Verluste zu verhindern.
Für viele wird erstmals sichtbar, dass Kriegsparteien Lebensmittel, hier in Form von Getreide, geostrategisch einsetzen. „Das ist jedoch kein neues Phänomen“, sagt Köpke. „Getreide ist schon seit Langem ein politisches Nahrungsmittel.“
In Bezug auf die Weltmarktpreise sei es nun jedoch wichtig, sich solidarisch zu verhalten. Angekündigte Exportverbote, beispielsweise aus Ungarn, um die Ernährung der eigenen Bevölkerung zu sichern, halten beide Experten für problematisch. „Während der letzten Agrarpreiskrise in 2007/2008 haben viele Länder so reagiert“, sagt von Cramon-Taubadel.