All dies sind Länder, in denen Menschen an Hunger oder Mangelernährung leiden. Lässt sich ein konkreter Zusammenhang herstellen zwischen Hungersnöten und Landgrabbing-Aktivitäten weltweit agierender Konzerne?
Das Phänomen wurde noch nicht hinreichend untersucht, um einen kausalen Zusammenhang herstellen zu können, aber die Fakten liegen auf der Hand: Wenn man sich anschaut, was auf den Flächen dieser Investoren produziert wird, dann zeigt sich, dass zum einen viel für den Tank produziert wird und zum anderen viel für den Export. Das meiste bleibt also gar nicht vor Ort. Angesichts der drohenden Hungerkatastrophe, wäre es jetzt an der Zeit, diese Flächen in Afrika für die Produktion von Nahrungsmitteln für die afrikanischen Märkte zu nutzen. Das passiert viel zu wenig.
Noch vor zehn, zwanzig Jahren wurde – vor allem seitens lokaler Regierungen – auch viel Hoffnung gesetzt in die Investitionen ausländischer Konzerne.
Ja, man hoffte beispielsweise auf den Ausbau der Infrastruktur, auf einen Technologieschub und Arbeitsplätze und lockte Investoren mit niedrigen Steuersätzen. Doch heute ist man ernüchtert. Der Entwicklungsschub ist ausgeblieben. Und viel schlimmer noch: Die Folgen sind eher negativ. Menschen verlieren ihre Lebensgrundlage, weil sie vertrieben werden. Viele dieser Projekte tragen auch maßgeblich zur Entwaldung bei.
Wie viele Kleinbäuer*innen haben ihr Land verloren im Zuge dieser Investitionen?
Ein*e Kleinbäuer*in bestellt in der Regel ein bis zwei Hektar. Wenn ein Investor eine Fläche von 20.000 Hektar pachtet, kann man hochrechnen, wie viele Menschen dieser Landerwerb betreffen kann.
Warum hat sich nicht einmal die Hoffnung auf Arbeitsplätze erfüllt?
Auf den großen Farmen wird sehr mechanisiert gearbeitet, weshalb dort nur wenig Menschen Arbeit finden. Außerdem sind es oft schlecht bezahlte und saisonale Jobs, weshalb sich jetzt auch die Beschäftigten, die zurzeit so rasant steigenden Lebensmittelpreise nicht leisten können.
Wie sollten die großen Konzerne jetzt handeln, um die Lage zu entschärfen?
Zentral ist, dass man die lokale Bevölkerung frühzeitig mitnimmt, ihr Beteiligung ermöglicht – und natürlich auch für die lokalen Märkte produziert. Schätzungen zufolge werden rund 40 Prozent der Anbaufläche für Nahrungsmittel genutzt. Das ist vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen viel zu wenig.