Welche Folgen hat dies für die gesellschaftliche Betrachtung in Deutschland?
Was in Deutschland häufig etwas zu kurz kommt ist: Für das Wohlbefinden von Individuen sind die Ursprungsidentitäten oft sehr wichtig. Gerade für Individuen, die einer Minderheit angehören, braucht es eine Zugehörigkeit innerhalb einer Gruppe, wo sie einen geschützten Rahmen finden. Das Problem aber ist, dass die Wahrung von ethnischen Identitäten in der Gesellschaft dann als „nicht-integrationsfreudig“ wahrgenommen wird, obwohl eine starke Ursprungsidentität eine Identifikation mit der neuen Gesellschaft nicht unbedingt ausschließt.
Wie lassen sich diese Vorbehalte erklären?
Es gibt in Deutschland, wie in vielen Ländern, auch immer die Angst in der Gesellschaft vor etwas Anderem oder Fremden. Für Menschen ist es bedrohlich, wenn sich eine kollektive Identität verändert, weil es verunsichernd ist. Denn Identitäten sind auch etwas, was uns ein Gefühl von Sicherheit und Zugehörigkeit gibt. Wenn das, was das „Deutschsein“ definiert, sich nun verändert, ist das ein Prozess, der lange dauern kann.