Wie ausschlaggebend in solchen Debatten dabei auch die Wahl der Worte ist, das untersucht die Sprachwissenschaftlerin Prof. Dr. Heidrun Kämper vom Institut für Deutsche Sprache. Sprache, so Heidrun Kämper, ist deswegen auch von zentraler Bedeutung, „weil sie grundlegend ist, wenn wir uns über die Wirklichkeit unterhalten, und weil mit Sprache selbst Wirklichkeit geschaffen wird.“ Besonders kritisch sieht Heidrun Kämper deshalb die Verwendung von Ausdrücken wie Flüchtlingsflut oder Flüchtlingswelle, die große Dimensionen suggerieren. „Wenn wir das Wort Flut hören, dann denken wir an eine große Gefahr, die auf uns zurollt. Das erzeugt Angst, wenn auch vielleicht nur im Unterbewusstsein, und ist damit ein Beispiel für einen Ausdruck, der die Wirklichkeit prägt.“
Sie plädiert daher auch dafür, die Verwendung des Wortes „Flüchtling“ zu hinterfragen. Denn, so Kämper, „Wörter mit der Endung -ling, wie Schädling, Sträfling, Feigling rufen vor allem negative Assoziationen hervor.” Alternativen wie „Geflüchtete“ sind aber kaum noch durchzusetzen, weil das Wort Flüchtling bereits längst etabliert ist. „Da kann man noch so viel argumentieren, warum „Geflüchtete“ das bessere Wort ist, denn die Sprachgemeinschaft ist sozusagen der Souverän.“ (Heidrun Kämper). Übrigens: „Flüchtlinge“ wurde 2015 von der Gesellschaft für deutsche Sprache zum Wort des Jahres gewählt – und steht damit in einer Reihe mit Wörtern wie „Hartz IV” oder „Fanmeile”.