In den USA setzte 2008 ein Fracking-Boom ein, überall im Land schossen kleine Förderstationen aus dem Boden. Verlassene Bohrlöcher brannten vor sich, Leckagen wurden nicht geschlossen . Robert W. Howarth von der Cornell Universität in Ithaca, New York geht davon aus, dass der Fracking-Boom in den USA zu einer 33 prozentigen Steigerung der globalen Methan-Emissionen beigetragen hat. Drei Viertel des in den USA geförderten Erdgases stammte 2021 aus Fracking-Quellen, so eine Statistik der Energy Information Administration.
Wie viel Methan genau pro Bohrung freigesetzt wird, lässt sich schwer messen. Die Betreiber der Anlagen halten ihre Schätzungen bewusst niedrig. „In fast allen Ländern, einschließlich den USA und Europa, schickt die Industrie einfach ihre Zahlen an die Regierungen, oft basierend auf theoretischen Werten. Und diese Zahlen der Industrie sind eindeutig viel zu niedrig“, sagt Howarth gegenüber der ZEIT. „Eine unabhängige Überprüfung gibt es nicht.“
Doch eine genaue Bestimmung der Methan-Emissionen sei essentiell für die Bewertung, ob Gas als Brücke in eine CO2-freie Zukunft geeignet sei, so die Bremer Wissenschaftler*innen um John Burrows. Schließlich hängt vom entweichenden Methan maßgeblich ab, ob Gas wirklich klimafreundlicher ist als Kohle. „Je nachdem wie viel Methan (CH4) bei der Förderung des Gases freigesetzt wird übersteigt die Klimabilanz des Gases jene der Kohle.“ Bei einer Methanentweichung von zwischen zwei und drei Prozent der geförderten Gasmenge sei dieser Kompensationspunkt erreicht. Dann büßt Gas seinen Klimavorteil gegenüber der Kohle ein.
Theoretisch ließe sich der Methan-Ausstoß durch Investitionen in die Fracking-Förderanlagen und einen sorgsamen Förderprozess signifikant senken. Doch viele Unternehmen setzten in der Vergangenheit eher auf die rasche und kostengünstigere Förderung und verließen zudem nach einigen Monaten die Bohrlöcher sich selbst. Dort strömte dann weiter das schädliche Methan aus.