1. Wie sieht die aktuelle Gasversorgung in Deutschland aus?
Gegenwärtig sind die Gasspeicher zu rund 90 % gefüllt (Stand 19.9.2022). Damit liegt der Speicherstand am 19. September ca. vier Prozentpunkte über dem Durschnitt der letzten fünf Jahre. Laut Bundesnetzagentur ist die Lage weiter angespannt – die Versorgungssicherheit sei jedoch weiterhin gewährleistet. Der monatliche Gasverbrauch lag im Juni mit 3,69 Milliarden Kubikmeter rund 15% unter dem des Vorjahres. Insgesamt werden in Deutschland pro Jahr rund 90 Milliarden Kubikmeter verbraucht. Wie viel Gas im kommenden Winter verbraucht wird, hängt stark von den Witterungsverhältnissen der nächsten Monate ab.
2. Welche Quellen für die Gasversorgung gibt es in Deutschland?
Da Deutschland selbst nur wenig Gas fördert, muss ein Großteil des benötigten Erdgases importiert werden. Dies geschieht aktuell ausschließlich über Pipelines, wovon bisher das meiste Gas über Nord Stream 1 geliefert wurde. Vor dem Krieg kamen 55% der deutschen Gasimporte aus Russland, rund 31% aus Norwegen sowie 13% aus den Niederlanden. Mittlerweile ist Norwegen mit 38% der größte Gasimporteur nach Deutschland. Rund 6% des deutschen Gasverbrauches werden im eigenen Land gefördert. Um künftig unabhängiger vom russischen Gas zu sein, wird in Deutschland nach Alternativen gesucht. Ein Teil der Gasversorgung soll zukünftig als Flüssiggas über sogenannte Liquified Natural Gas (LNG) Terminals geliefert werden. Gleichzeitig wird die Debatte darüber geführt, ob eine Gasförderung per Fracking in Deutschland erlaubt werden soll.
3. Welchen Beitrag werden die LNG-Terminals leisten?
In Wilhelmshaven und Brunsbüttel sollen zum Jahreswechsel 2022/23 zwei schwimmende LNG-Terminals mit einer jährlichen Kapazität von 12,5 Milliarden Kubikmetern an den Start gehen. Zwei weitere LNG – Terminals sollen in den nächsten Jahren in Stade und Lubmin folgen. Damit könnten in Zukunft rund 15% bis 20% des deutschen Jahresbedarfs an Gas gedeckt werden. Das meiste Flüssiggas kommt dabei aus den USA nach Europa und wurde dort größtenteils durch Fracking gewonnen. Zukünftig will die deutsche Regierung auch Flüssiggas aus Katar importieren.
4. Welchen Beitrag könnte Fracking leisten?
Das exakte Volumen möglicher Fördermengen in Deutschland ist unklar. Die größten Gasreserven werden in Niedersachsen sowie in der Nordsee verortet. Erste Schätzungen sprechen davon, dass durch Fracking im besten Fall jährlich circa 18 Milliarden Kubikmeter Gas und damit 23% des aktuellen deutschen Jahresverbrauches gefördert werden könnten. Allerdings ist Fracking gerade im Hinblick auf den Umweltschutz sehr umstritten, da dadurch Grund- und Trinkwasser belastet werden könnten.
5. Wann könnte eine Gasförderung durch Fracking in Deutschland beginnen?
Eine Förderung von Fracking würde in Deutschland gesetzliche Änderungen sowie weitere Erkundungen und Probebohrungen erfordern. Schätzungen zufolge könnte mit der Förderung erst in sechs bis acht Jahren begonnen werden.