Problematischer sei vielmehr der Flowback, also das Lagerstättenwasser, das in Folge der Gasförderung am Bohrloch wieder austritt. Dabei handelt es sich um sehr große Mengen an Flüssigkeit, so Hengstler. „Beim Abpumpen der Flüssigkeit werden Substanzen aus dem Boden hochgeholt, die vorher nicht Teil der Flüssigkeit waren. So können zum Beispiel Arsen, Bromid und auch radioaktive Substanzen zurückfließen.“ Weiterhin können Chemikalien der Frack-Flüssigkeit auch im Lagerstättenwasser reagieren, sodass Transformationsprodukte entstehen wie sogenannte halogenierte Kohlenwasserstoffe, die gefährlich sein könnten. Diese findet man sonst beispielsweise in chlorierten Lösungsmitteln.
Daher ist eine sachgemäße Entsorgung des Flowbacks notwendig. „In Deutschland hat man versucht, dieses Wasser in unterirdische Versenkbrunnen zu leiten. Hierfür ist eine besondere Infrastruktur notwendig. Diese Art der Entsorgung ist teuer“, erklärt Hengstler. Von einer kostengünstigeren oberirdischen Entsorgung in Gewässer oder auf landwirtschaftlichen Flächen rät der Toxikologe allerdings ab: „Auch wenn die Konzentration toxischer Substanzen in der Frack-Flüssigkeit meist gering ist, kann es bei regelmäßiger überirdischen Entsorgung zur Anreicherung sowohl auf Flächen als auch in Oberflächengewässern kommen.“ Diese Flowback-Problematik habe man bei der konventionellen Gasförderung nicht.
Klimakiller Fracking?
Auch die hohen Methanemissionen beim Fracking werden kritisch gesehen. Methan ist ein Gas – Hauptbestandteil von Erdgas und 25-mal klimaschädlicher als CO2. Seit 2008 hat sich der Methangehalt in der Atmosphäre deutlich erhöht. Das könnte unter anderem daran liegen, dass seitdem viel häufiger gefrackt wird. Ob unkonventionelles Fracking der Haupttreiber für einen höheren Methanausstoß ist, ist unklar.
In einer Studie von 2019 untersucht Biogeochemiker Robert W. Howarth den Einfluss von Schiefergas auf das Methanvorkommen in der Atmosphäre. Er fasst zusammen, dass in Methan aus Schiefergas deutlich häufiger das Isotop C12 vorkomme als in konventionellem Erdgas. Nach der Untersuchung der Zusammensetzung der Atmosphäre stellt Howarth fest: C12 kommt sehr häufig vor, sodass ein großer Teil der erhöhten Methanemission auf Fracking-Gas zurückzuführen sei.
Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) führt jedoch Studien auf, die Fracking maximal einen leicht erhöhten oder sogar geringeren Methanausstoß zuschreiben als konventioneller Gasförderung. Daher könne ein Zusammenhang zwischen Höhe des Methanverlustes und der Förderungsmethode nicht eindeutig abgeleitet werden.
Die reine Risserzeugung beim Fracking ist in der Regel nicht verantwortlich für eine erhöhte Methanemission. Ein Grund könnte, laut BGR, der Flowback sein. Da Fracking in Deutschland verboten ist, können hier nur Beispiele aus den USA und Kanada herangezogen werden: Hier war es in der Vergangenheit üblich, einen Großteil des Flowbacks in Auffangbecken zu leiten. Dabei entwichen große Mengen an Methan in die Atmosphäre. Weiterhin sind Lecks in solchen Gasanlagen, zum Beispiel in Pipelines, verantwortlich für einen vermehrten Methanaustritt.
Sorgt Fracking für Erdbeben?
Eine ähnlich große Aufmerksamkeit kamen Erdbeben zu, die durch Fracking entstehen sollen. Prof. Dr. Manfred Joswig, ehemaliger Leiter des Instituts für Geophysik der Universität Stuttgart erklärt, dass durch Fracking ausgelöste Erdbeben nicht unüblich sind: „Die Druckerhöhung verringert lokal die Festigkeit des Gesteins. Je nach Zustand des natürlichen Spannungsfeldes kann dadurch das Auslösen von Erdbeben begünstigt werden. Das nennen wir induzierte Seismizität.“