Welches Potenzial hat CRISPR/Cas aus Ihrer Sicht in der Pflanzenzucht?
Bezogen auf die zurzeit vorrangig diskutierte Anwendung von CRISPR/Cas als Werkzeug zur gezielten Einbringung von einzelnen gezielten Mutationen, ist der Vorteil dieser Methode die Präzision, mit der die Veränderungen gemacht werden können. Verglichen mit der traditionellen Art der Einbringung von Mutationen in die Erbsubstanz, mittels bestimmter Chemikalien oder Nutzung starker Strahlenquellen, verursacht dieses moderne Genome Editing kaum unerwünschte Nebeneffekte auf das Pflanzengenom. Diese unerwünschten Veränderungen bei den traditionellen Verfahren mussten bisher nachträglich in aufwendigen Züchtungsschritten wieder beseitigt werden. Die Nutzung der neuen Techniken spart hier also viel Zeit und damit auch Geld.
Der Zeitgewinn durch die Nutzung der neuen Techniken sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch nach der Anwendung biotechnologischer Methoden die Notwendigkeit besteht, die neuen Pflanzen züchterisch bis zur Sortenreife zu führen. Dieser Züchtungsprozess und die genaue Analyse des Verhaltens der Pflanzen im Feld offenbart gegebenenfalls vorhandene Nebeneffekte und eliminiert die Pflanzen, die nicht den Sortenprüfkriterien entsprechen. In dieser Hinsicht besteht kein Unterschied gegenüber durch klassische Züchtung eingebrachten Eigenschaften.
Was würden Sie Gegnern der „Grünen Gentechnik“ erwidern?
BASF erforscht und nutzt die Möglichkeiten der modernen Biotechnologie, um nachhaltige Lösungen für den Agrarbereich voranzutreiben. Dabei finden verschiedene Methoden Anwendung, darunter auch solche, die als „Grüne Gentechnik“ bezeichnet werden. Also Methoden, bei denen mit Hilfe gentechnischer Methoden neue genetische Information in Organismen eingebracht werden. Die Anwendung der Grünen Gentechnik geschieht dabei, wie in der klassischen Züchtung auch, unter sorgfältiger Kontrolle der Veränderung der Pflanzen, um unerwünschte Effekte auszuschließen.
Wir sind sehr daran interessiert, gemeinsam mit den verschiedenen Interessenvertretern die Chancen und Risiken und den Umgang mit dieser Technologie zu diskutieren. Denn die Pflanzenbiotechnologie bietet vielfältige Möglichkeiten, nachhaltige Lösungen und Produkte zu entwickeln. Diese gilt es zu nutzen.