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„Pflanzenbiotechnologie bietet vielfältige Möglichkeiten, nachhaltige Lösungen und Produkte zu entwickeln“

Ein Gespräch mit Dr. Burkhard Kröger

Welche Forschungsansätze gibt es bei BASF im Bereich der Pflanzenzucht mit Gentechnik?

Die Pflanzenbiotechnologie spielt bei der BASF seit vielen Jahren eine wichtige Rolle zur Entwicklung zukunftsweisender Lösungen in der Landwirtschaft, aber auch in anderen Bereichen. In der Pflanzenzüchtung forschen wir daran, die Widerstandsfähigkeit von Kulturpflanzen gegen Krankheiten zu verbessern sowie Erträge zu steigern und zu sichern. Eine wichtige Eigenschaft, die wir dazu mit den Methoden der modernen Biotechnologie bearbeiten, ist eine höhere „Stresstoleranz“ der Pflanzen. Das bedeutet beispielsweise die Fähigkeit, Trockenheit besser zu überstehen. Andere Forschungsthemen sind die Möglichkeit, bestimmte Pflanzenschutzprodukte gezielt anwenden zu können, sowie die Optimierung von Inhaltsstoffen in Pflanzen. Ein Beispiel aus diesem Bereich ist Raps mit gesundheitsfördernden, mehrfach ungesättigten Omega-3-Fettsäuren.

„Die Rahmenbedingungen für die Anwendung der neuen Techniken und die daraus resultierenden Produkte sind sehr unterschiedlich.“

BASF hat Lizenzen an der Genschere CRISPR/Cas erworben. Was sind hier die Hintergründe? Was macht CRISPR/Cas so interessant?

CRISPR/Cas gehört zu den sogenannten Genome Editing Methoden und wird breite Anwendung in unterschiedlichsten Bereichen der Lebenswissenschaften finden. Wir sehen bei BASF Anwendungsfelder bei der Optimierung von Pflanzeneigenschaften oder in der industriellen Biotechnologie.
Genome Editing, das heißt die zielgenaue und sehr begrenzte Veränderung von Erbsubstanz, kann mit verschiedenen Verfahren bewerkstelligt werden. Auch wenn CRISPR/Cas-Anwendungen wohl das größte Potenzial darstellen, so werden doch auch andere Methoden der Pflanzenbiotechnologie weiterhin eine wichtige Rolle spielen. Es wird gegebenenfalls auch Kombinationen verschiedener Techniken geben, die am Ende zum gewünschten Ergebnis führen. CRISPR/Cas eröffnet auch neue Möglichkeiten in der Grundlagenforschung, zum Beispiel zur Aufklärung von Genfunktionen.

Wo sehen Sie Chancen und Risiken der neuen Technologie?

Die Chancen der neuen Techniken, insbesondere von CRISPR/Cas, sind groß. Preiswert und doch präzise, sind sie ein attraktives Werkzeug für die Forschung im Bereich der Biowissenschaften und ermöglichen schneller und effizienter Innovationen in unterschiedlichsten Bereichen.
Die Rahmenbedingungen für die Anwendung der neuen Techniken und die daraus resultierenden Produkte sind auch sehr unterschiedlich. Für Anwendungen im Bereich der Pflanzenzüchtung oder der industriellen Biotechnologie sollte zur Bewertung der Chancen und Risiken als Maßstab genommen werden, was die Natur selber hervorbringt und was in der Forschung und Entwicklung schon über Jahrzehnte sicher anwendet wird. Nur wenn es hiervon abgegrenzte neue Aspekte gibt, besteht die Notwendigkeit, diese zusätzlich speziell zu bewerten. Wir haben viele Gesetze in Deutschland und Europa zur Kontrolle der Nutzung von Mikroorganismen oder von Saatgut. Diese bilden einen angemessenen Rahmen in Bezug auf die Einbringung von gezielten einzelnen Mutationen durch Genome Editing, wie sie auch in der Natur möglich sind.

„Wir sind sehr daran interessiert, gemeinsam mit den verschiedenen Interessenvertretern die Chancen und Risiken und den Umgang mit dieser Technologie zu diskutieren.“

Welches Potenzial hat CRISPR/Cas aus Ihrer Sicht in der Pflanzenzucht?

Bezogen auf die zurzeit vorrangig diskutierte Anwendung von CRISPR/Cas als Werkzeug zur gezielten Einbringung von einzelnen gezielten Mutationen, ist der Vorteil dieser Methode die Präzision, mit der die Veränderungen gemacht werden können. Verglichen mit der traditionellen Art der Einbringung von Mutationen in die Erbsubstanz, mittels bestimmter Chemikalien oder Nutzung starker Strahlenquellen, verursacht dieses moderne Genome Editing kaum unerwünschte Nebeneffekte auf das Pflanzengenom. Diese unerwünschten Veränderungen bei den traditionellen Verfahren mussten bisher nachträglich in aufwendigen Züchtungsschritten wieder beseitigt werden. Die Nutzung der neuen Techniken spart hier also viel Zeit und damit auch Geld.
Der Zeitgewinn durch die Nutzung der neuen Techniken sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch nach der Anwendung biotechnologischer Methoden die Notwendigkeit besteht, die neuen Pflanzen züchterisch bis zur Sortenreife zu führen. Dieser Züchtungsprozess und die genaue Analyse des Verhaltens der Pflanzen im Feld offenbart gegebenenfalls vorhandene Nebeneffekte und eliminiert die Pflanzen, die nicht den Sortenprüfkriterien entsprechen. In dieser Hinsicht besteht kein Unterschied gegenüber durch klassische Züchtung eingebrachten Eigenschaften.

Was würden Sie Gegnern der „Grünen Gentechnik“ erwidern?

BASF erforscht und nutzt die Möglichkeiten der modernen Biotechnologie, um nachhaltige Lösungen für den Agrarbereich voranzutreiben. Dabei finden verschiedene Methoden Anwendung, darunter auch solche, die als „Grüne Gentechnik“ bezeichnet werden. Also Methoden, bei denen mit Hilfe gentechnischer Methoden neue genetische Information in Organismen eingebracht werden. Die Anwendung der Grünen Gentechnik geschieht dabei, wie in der klassischen Züchtung auch, unter sorgfältiger Kontrolle der Veränderung der Pflanzen, um unerwünschte Effekte auszuschließen.
Wir sind sehr daran interessiert, gemeinsam mit den verschiedenen Interessenvertretern die Chancen und Risiken und den Umgang mit dieser Technologie zu diskutieren. Denn die Pflanzenbiotechnologie bietet vielfältige Möglichkeiten, nachhaltige Lösungen und Produkte zu entwickeln. Diese gilt es zu nutzen.

Zur Person

Dr. Burkhard Kröger ist Senior Vice President im Bereich Plant Science Research bei BASF. Der Chemiekonzern hat Anfang des Jahres eine weltweite Lizenz zur Nutzung von CRISPR/Cas9 erworben.

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