Welche Entwicklungen und Züchtungen bräuchte es konkret, damit auch mittels Genome Editing veränderte Pflanzen in dem biologischen Landbau eingesetzt werden könnten? Was ist der konkrete Bedarf?
Für alle nachhaltigen Anbausysteme sind cisgene Veränderungen am Genom interessant, welche die Pflanze resistenter machen gegen jegliche Schaderreger. Zudem solche, welche die Aufnahme und Verwertung von Stickstoff und Phosphor aus dem Boden verbessern. Dann gibt es eine ganze Reihe von Qualitätseigenschaften, die beeinflusst werden könnten. Im Gegensatz zu transgenen Eingriffen bedeuten cisgene Veränderungen ausschließlich eine gezielte Erhöhung der Mutation am Pflanzengenom, das Ausschalten oder Verändern von Genen, so dass gewisse schädliche Proteine nicht mehr produziert werden, oder das Einführen von interessanten Genen aus eng verwandten Wildpflanzen. So haben peruanische und ägyptische Wissenschaftler erfolgreich Cassava-Wurzeln gezüchtet, indem sie einzelne Gene aus den zahlreichen Wildformen des Manioks eingekreuzt haben: die Sorten haben höhere Erträge, bessere Ernährungsqualität und sind Krankheits- und Schädlingsresistent. Aber nochmals: Es geht mir darum, Lösungen für die konventionelle Landwirtschaft zu finden, die große Probleme mit der Nachhaltigkeit hat.
Gibt es von Seiten der Industrie Entwicklungen, die darauf reagieren?
Die Probleme der konventionellen Landwirtschaft, die ich angesprochen habe, sind allgemein anerkannt. Ob Forschung, Verwaltung oder Industrie – alle suchen nach Veränderungen. Über die Wege dahin gibt es große Widersprüche. Braucht es mehr Technologie und Effizienz oder braucht es mehr Systemansatz und Vielfalt, die ab und zu nicht effizient ist? Vermutlich braucht es die smarte Kombination beider Wege. Was man aus der Züchtungsforschung und der praktischen Züchtung liest und hört, zeigt mir, dass die Pflanzenzüchtung in Zukunft viel raschere Fortschritte machen und die Versprechen einlösen wird.