Es gibt aber durchaus auch kritische Stimmen gegenüber der Technologie. Diese beziehen sich vor allem auf die Anwendung in Embryonen. Sogar führende Wissenschaftler riefen zu einem Moratorium für die Forschung in diesem Bereich auf – einen Einsatz in der Grundlagenforschung befürworten sie jedoch. Ihre Sorge, so steht es in dem im Fachjournal Science veröffentlichten Artikel: Mit neuen Möglichkeiten, gibt es auch immer neue Risiken für die Gesundheit und das Wohl der Menschen. Lapidar formuliert: Die Wissenschaftler – zu denen auch CRISPR/Cas-Erfinderin Jennifer Doudna gehört – wollen die Menschen davon abhalten, etwas Verrücktes zu tun. „Wir versuchen, die Öffentlichkeit darauf aufmerksam zu machen, dass so etwas jetzt einfach ist“, sagte Prof. Dr. David Baltimore, Nobelpreisträger und einer der Autoren des Artikels damals auf einer Konferenz, bei der es um das Moratorium ging. „Die Ausrede, die wir früher benutzt haben, nämlich dass es so schwierig ist, dass es niemand versuchen wird, gilt heute nicht mehr.“
Auch der Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft Prof. Dr. Otmar D. Wiestler spricht sich für ein solches Moratorium aus: „Nach meiner Meinung sollte sich die internationale Gemeinschaft darauf verständigen, solche Eingriffe in die menschliche Keimbahn zu unterbinden. Die Risiken sind aus heutiger Sicht einfach zu groß.”
Robin Lovell-Badge hingegen hält das nicht für den richtigen Weg: „Ich bin gegen ein solches Moratorium und glaube wir sollten die Forschung vorantreiben, allerdings mit klaren Regeln“. Die bisherigen Studien mit humanen Embryonen sieht er dabei jedoch durchaus kritisch, allerdings nicht zuallererst aus ethischen Gründen: „Bisherige Studien bei Embryonen weisen zwar keine allzu großen Off-Target-Effekte, also Schnitte an Stellen, an denen nicht geschnitten werden sollte, auf. Allerdings ist in vielen Fällen noch unklar, ob die Schnitte auch wirklich an den richtigen Stellen wirken und ausreichend effizient sind. Das ist problematisch und muss adressiert werden“.