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Geoengineering – Das war die Debatte

Eine Zusammenfassung

Wir würden gerne erfahren, was Sie persönlich über Geoengineering denken und wie Ihnen die-debatte.org gefällt. Nehmen Sie hier an unserer 5-minütigen, anonymen Umfrage teil. Die Antworten werden von der Abteilung für Kommunikations- und Medienwissenschaften der TU Braunschweig in einem begleitenden Forschungsprojekt ausgewertet.

Lange Dürreperioden, Hitze und Waldbrände in Europa – spätestens seit diesem Rekordsommer ist der Klimawandel wieder auf der politischen Tagesordnung. Um im Notfall auf die Symptome des Klimawandels reagieren zu können, werden seit längerem verschiedene Technologien des Geoengineerings diskutiert. In den letzten Wochen hat das Team von Die Debatte sich mit diesem Thema näher auseinandergesetzt.

Bei Geoengineering lassen sich grob zwei verschiedene Ansätze unterscheiden: Zum einen erforscht man die Möglichkeit, die Sonneneinstrahlung auf der Erde zu reduzieren (SRM), damit es zu keinem weiteren Temperaturanstieg kommt. Zum anderen wird über Methoden nachgedacht, die klimaschädliche CO2-Menge wieder aus der Atmosphäre herauszufiltern (CDR). Die Sonneneinstrahlung zu verringern, könnte zwar äußerst effektiv sein, aber gleichzeitig ist es technisch kaum umsetzbar und die langfristigen Folgen sind weitestgehend unbekannt. Außerdem wäre es laut Prof. Dr. Alexander Proelß, Völkerrechtler an der Universität Hamburg, wegen internationaler Regelungen juristisch potentiell problematisch.

Einige Technologien gibt es zwar schon in der Theorie, allerdings ist eine mögliche Anwendung noch fern und dazu riskant. So wurden verschiedene SRM-Ansätze ausschließlich in Computersimulationen oder kleinen Feldexperimenten getestet. Dabei „entstehen zwar kaum Nebenwirkungen, aber die tatsächlichen Effekte auf das Klima lassen sich auch nicht festellen”, sagt Prof. Dr. Ulrike Lohmann, ETH Zürich. Die offenen Forschungsfragen zum Thema schienen auch unser Publikum in der Live-Debatte zu beschäftigen: 85% der Teilnehmer wünschten sich mehr Forschung in Richtung Geoengineering. Das zeigte die parallel durchgeführte Pingo-Umfrage.

Unsere Infografik gibt einen Überblick über die Methoden, an denen momentan geforscht wird.

Grafik: Tobias Tank/WiD

„Wir brauchen eine aktive, laute, informierte Zivilgesellschaft in der Debatte zu Geoengineering.”

Lili Fuhr, Heinrich-Böll-Stiftung

Geoengineering – da sind sich die Experten einig – ist jedoch nicht die Lösung für den Klimawandel. „Wir müssen Technologien entwickeln, aber gleichzeitig müssen wir auch eine Trendwende im globalen Klimaschutz hinbekommen”, sagte Prof. Jan Christoph Minx, Phd (MCC) während unserer Live-Debatte. Geoengineering erscheint vielen Experten vor allem als eine Notfalloption. Der Pionier auf dem Feld des Geoengineerings, Nobelpreisträger Paul Crutzen, hat es als solche von Anfang an gesehen. Auch unsere Experten sagten, dass man die Technologien keinesfalls als Begründung dafür nehmen dürfe, andere Maßnahmen gegen den Klimawandel herunterzufahren. Prof. Dr. Armin Grunwald, Leiter des Büros für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag, hat im Interview ein anschauliches Bild gezeichnet: „Eine solche Notfalltechnologie wäre so etwas wie ein Feuerlöscher, der an der Wand hängt. Doch nur, weil man diesen Feuerlöscher hat, sollte man natürlich nicht unvorsichtig mit Feuer spielen.“ Dr. Oliver Geden, Stiftung Wissenschaft und Politik, unterstrich dies: „Das wäre fatal und darf auf keinen Fall passieren. Deshalb müssen wir sehr aufpassen, wie wir über die neuen Möglichkeiten diskutieren und nicht zu viel versprechen”.

Solche weitreichende Weichenstellungen für die Zukunft sind immer auch von der Politik abhängig. Doch wie denkt die politische Landschaft über das Thema? Die Bundesregierung unterstützt den Einsatz von Geoengineering zurzeit nicht, so die Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage. Wohingegen das Publikum unserer Live-Debatte eher für einen Einsatz in Zukunft ist (laut Zuschauerbefragung vor Ort ca. 67% der Befragten). Lisa Badum, die klimapolitische Sprecherin von den Grünen im Bundestag, meint zum Geoengineering: „Wir Menschen sollten nicht Gott spielen.” Statements der anderen Parteien im Bundestag zu dem Thema findet ihr in diesem Artikel.

Und die Gesellschaft? Sie hat kräftig während unserer Live-Debatte mitdiskutiert und Vorschläge eingebracht.

Das war ein berechtigter Einwurf, der uns im Livestream auf Youtube erreicht hat. Diese Möglichkeit gibt es bereits, heißt Carbon Capture and Storage (CSS) und kam beim Abfangen von CO2 aus Verbrennungsprozessen schon zum Einsatz. Es wäre wissenschaftlich unbedenklich, allerdings hat man sich in Deutschland bislang sowohl politisch als auch gesellschaftlich gegen CCS entschieden, so Prof. Dr. Reinhard Hüttl vom GeoForschungsZentrum in Potsdam.

„Wissenschaftlich betrachtet gibt es keinen Grund, CCS nicht zu betreiben. Das Verfahren trägt dazu bei, CO2-Emissionen zu reduzieren, und die Technologie ist sicher.“

Prof. Dr. Reinhard Hüttl, GeoForschungsZentrum (GFZ)

Solche ethischen Fragestellungen bei weitreichenden Eingriffen in die Natur haben uns auch während der Live-Debatte beschäftigt:

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Im Pariser Klimaabkommen werden darüber hinaus noch weitere „negative Emissionstechnolgien” als Möglichkeit aufgeführt, die vereinbarten Klimaziele zu erreichen. Dazu zählen zum Beispiel Aufforstung oder BECCS. Diese wären rechtlich weniger strittig, doch im kleinen Stile keine Wundermittel.

Eine richtige Antwort auf die ethische Dimension gibt es nicht, in diesem Artikel könnt ihr aber mögliche Denkanstöße finden. Das Thema Geoengineering bleibt allerdings kontrovers und ist gleichzeitig in der Bevölkerung noch zu wenig bekannt. Das zeigt auch unser  Video bei dem wir Passanten in Berlin gefragt haben, wie sie über die Thematik denken.

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Die Diskussion zur Live-Debatte fand am 28. November 2018 im Spreepalais statt. Zu Gast waren Lili Fuhr (Heinrich-Böll-Stiftung), Prof. Jan Christoph Minx (MCC) und Prof. Dr. Andreas Oschlies (GEOMAR), welche alle unterschiedlichste Standpunkte zur Thematik hatten. Falls ihr die Veranstaltung verpasst habt, könnt ihr sie oben im Video nochmal in Gänze ansehen.