Eine der diskutierten Methoden sieht vor, die Ozeane mit Eisenspänen als Mikronährstoff zu düngen und so ein stärkeres Algenwachstum auszulösen. Der Effekt: Die Algen würden mehr Fotosynthese betreiben und dadurch auch mehr CO2 aus der Atmosphäre binden und speichern. Zwar haben bereits mehrere Freilandexperimente stattgefunden, doch die Methode gilt als kompliziert und riskant. „Die Zusammenhänge im Ozean sind sehr komplex, sodass man weder die Effektivität, noch die möglichen Nebenwirkungen wirklich abschätzen kann”, sagt Sonntag.
Alternativ ließe sich auch die Alkalinität – also das Säurebindungsvermögen – des Ozeans künstlich erhöhen und dadurch mehr Kohlenstoff im Wasser selber speichern. Dazu würde Gesteinspulver in den Ozeanen verteilt werden, das die chemische Reaktion auslöst. In die Praxis hat es diese Methode bisher allerdings nicht geschafft. Zwar wird das Potential zur CO2-Reduzierung als recht hoch eingeschätzt, aber auch die Nebenwirkungen für das Ökosystem sind potentiell gravierend. „Mit dieser Methode würde man das gesamte chemische Gleichgewicht der Ozeane unter anderem den pH-Wert verändern und das hätte Folgen für sämtliche darin lebenden Organismen”, sagt Sonntag.
Andere Ansätze des CDR setzen hingegen auf dem Land an. So gibt es die Idee, künstliche Bäume zu schaffen, die mittels chemischer Verfahren das CO2 aus der Luft binden. Ein erstes kommerzielles Projekt der sogenannten Direct Air Capture-Technologie ist bereits im Sommer 2017 in der Schweiz zur kommerziellen Anwendung gekommen. „Die Schwierigkeit bei Direct Air Capture ist, dass die Technologie insgesamt sehr energieaufwändig und noch recht teuer ist”, sagt Dr. Jessica Strefler vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung.
Da die Direct Air Capture-Anlagen das CO2 zwar einfangen, aber nicht dauerhaft speichern können, verbindet man den Technologieansatz mit dem des Carbon Capture and Storage (CCS) – eine Technologie zum Verflüssigen und langfristigen Verpressen von CO2 in den Boden. CCS ist dabei keine eigene Geoengineering-Technologie, sondern einstmals entwickelt worden, um das bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe freiwerdende CO2 nicht in die Atmosphäre zu entlassen. Im Zuge der Diskussion um negative Emissionstechnologien kommt dieser Methode nun eine neue Bedeutung zu. „CCS bietet die Möglichkeit, das CO2 wirklich langfristig zu speichern und kann daher zum Beispiel Emissionen aus Industrieprozessen reduzieren”, sagt Strefler. „Vor allem in Verbindung mit CDR-Technologien werden wir um den moderaten Einsatz von CCS kaum herumkommen, wenn wir die vereinbarten Klimaziele tatsächlich erreichen wollen.”
02.07.2019, 16:07 Uhr
Mit der CO2-Verpressung wird der Teufel mit dem Beelzebub ausgetrieben!
Mit der sogenannten CCS- Methode, der CO2-Verpressung in tiefer liegenden Gesteinsschichten treibt man quasi den Teufel mit dem Beelzebub aus und ist damit auf dem Holzweg. Nach einer Studie der Standford University in den USA ist diese Methode untauglich, das Problem der CO2-Emission in die Atmosphäre zu lösen. Denn bei der CO2-Verpressung können bereits minimale seismische Aktivitäten auftreten, die das CO2 dann aus den Gesteinsspeichern austreten lassen. Bei einer Konzentrationsanreicherung von ca. 10 Prozent von CO2 in der Luft wird das Gasgemisch bereits stark toxisch. Das geruchlose CO2 kann sich zudem in Talsenken ansammeln und wird dann kreuzgefährlich! Auch wenn nur 0,01 Prozent pro Jahr des CO2 wieder in die Atmosphäre mündet, wird das Klimaziel weit verfehlt. Und an größere seismische Aktivitäten möchte man in diesem Zusammenhang gar nicht denken – es könnte in die Katastrophe ungeahnten Ausmaßes münden! Auch wenn das Pilotprojekt (Projektlaufzeit 2008 bis 2013) bei Ketzin (Havelland) erfolgreich verlief, bedeutet dies noch lange nicht, dass diese Methode der CO2-Verpressung in tiefere Gesteinsschichten auf längere Zeit sich bewährt! Zudem werden pro einer Tonne CO2 25 Tonnen Wasser für die Realisierung dieses Verfahrens notwendig. Man hat hier also absolut nicht den „Stein der Weisen“ gefunden!
Siegfried Marquardt, Königs Wusterhausen
13.12.2019, 14:05 Uhr
Reine Polemik und wenig ambitioniert!
Vorwegnehmend sei konstatiert, dass die CO2-Bilanz von der Kommissionspräsidentin, Frau Ursula von der Leyen vorne und hinten nicht stimmt! Wenn 1990 ca. 5,8 Giga Tonnen an CO2 von den europäischen Staaten in die Atmosphäre emittiert wurden, dann müssten 2030 bei einer Halbierung 2,9 GT in der Bilanz zu verzeichnen sein. Tatsächlich werden aber rund 4,5 GT an CO2 um 2017 in der Grafik aufgelistet. Im Übrigen ist Europa kein geschlossenes System, so dass bei Einsparung von CO2 von außen alles wieder „nivelliert“ bzw. ausgeglichen wird, so das nur eine globale Betrachtung des CO2-Haushaltes sinnvoll und zielführen ist. Frau Ursula von der Leyen hat dem EU-Parlament physikalisch gesehen Nonsens verkündet! Nun zur Sache: Der „Green Deal“ von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen für Europa ist reine Polemik und zudem noch wenig ambitioniert. Zudem basiert dieses Unterfangen zur Vermeidung einer Klimakatastrophe auf keinerlei exaktem Datenmaterial. Bevor man sich mit einer derartigen Konzeption befasst, hat man erst einmal eine Bestandaufnahme vorzunehmen. Und die sieht bereits von der phänomenalen Betrachtungsebene sehr düster aus, wie beispielsweise der Kartenausschnitt von Mitteleuropa zur Dürreperiode vom vergangen Sommer unzweifelhaft erkennen lässt. In Afrika, insbesondere in der Sahelzone und in Simbabwe existiert übertrieben Formuliert fast nur noch Wüste auf dem Land und das Vieh verhungert und die Menschen leiden Hunger aufgrund der extremen Klimabedingungen! Und große Teile von Australien stehen bereits zu Beginn der Sommerperiode jetzt in Flammen! Dies schreit geradezu danach, dass die Weltgemeinschaft mit sofortiger Wirkung das Zepter zum effektiven Handeln in die Hand nehmen muss! Wenn bis 2050 nach der Intention von Frau von der Leyen Europa klimaneutral sein soll, dann werden bereits seit der Registrierung der meteorologischen Daten um 1860 (2050-1860= 190 Jahre) ca. 3,3 Tera Tonnen (Billionen Tonnen) CO2 nach der Formel M= (0,83: 0,024)*e(190*0,026) ≈ 3,3 Tt weltweit in die Atmosphäre gelangt sein! Bereits im vergangenen Jahr wurden ca. 56 Giga Tonnen (Milliarden Tonnen) p.a. an CO2 weltweit in die Atmosphäre emittiert (die Formel wurde über eine nichtlineare Regressionsanalyse und den Daten der Zeitung DIE ZEIT vom 06.12.207, Buch Wissen gewonnen). Bis 2030 werden insgesamt global ohne irgendwelche Gegeninterventionen 2,1 Tt an CO2 in die Atmosphäre geblasen! (0,83:0,024)* e(0,024*170) ≈ 2,1 Tt). Und bis 1990 gelangten lediglich 770 Gt CO2 in die Atmosphäre (0,83:0,024*2,72 (130*0,024) =770 Gt). Hier hätte man noch das Klima, wie die Zahlen zeigen, retten können! Und 50 Prozent von 770 Gt sind schlappe 385 Gt – dies ist wenig ambitioniert! Denn theoretisch gelangen 2,1 Tt bis 2030 in die Atmosphäre. Diese 385 Gt machen den Kohl auch nicht fett, weil dann rund das 4,5-Fache dennoch in die Atmosphäre gelangt (2,1-0,385= 1,715; 1,715:0,385= 4,45). Und die Temperatur wird sich bis 2050 nach den Daten des Deutschen Wetterdienstes von 2017 (www.wetter-online.de) um 3,5 K erhöhen! Dann ist auf Erden die Hölle los! Und die Schadenssumme laut Datenlage der Münchener Rückversicherung von 2005 (DIE ZEIT vom 05.01.2005 Buch Wissen, Seite 26) wird sich aufgrund der konkreten globalen Klimasituation nach vorsichtigen Schätzungen bis 2050 auf über 5,4 Billionen Dollar belaufen! (Dollar=36,1*e (0,05*100) ≈ 5,4 Billionen). Da sind die halbe (MAZ) bzw. eine Billion Euro (Medien, TV), die Frau von Leyen für den „Green Deal“ investieren will, nahezu ein Klacks! Schlussfolgerung: Erst eine fundierte Bilanz erstellen und dann ein Konzept entwerfen, sonst ist alles nur für die Katz bzw. Makulatur!
Siegfried Marquardt, Königs Wusterhausen
03.09.2021, 12:29 Uhr
Hallo Herr Marquardt,
bezüglich Ihrer Kommentare vom 02.07.2019 und 13.12.2019 habe ich, wenn auch verspätet einige Anmerkungen. Ihre Forderung, dass es verlässliche Daten braucht, um darauf basierend Entscheidungen zu treffen, ist sicher richtig. Wie Sie selbst schreiben, gibt es in den letzten Jahren darüber hinaus genügend Evidenz, dass schnell wirkungsvolle Maßnahmen ergriffen werden müssen. Was ich in Ihrem Kommentar vermisse, sind konkrete Lösungsansätze. Sie schreiben, dass es ganz schlimm wird, und das CCS nicht funktioniert, aber was ist denn Ihr Lösungsansatz?
Meiner Überzeugung nach wird es nicht den einen Ansatz für die Klimaproblematik geben, sondern wir brauchen alles, was wir kriegen können, und zwar schnell. Dazu gehören auch für eine gewisse Zeit Maßnahmen und Prozesse, die kurzfristig zu einer CO2 Reduktion führen können, ohne langfristig komplett klimaneutral zu sein. Ein Beispiel hierfür könnte der relativ kurzfristige Ersatz von ineffizienten Kohlekraftwerken ohne moderne Abgasreinigung durch moderne Kohle- oder Gaskraftwerke in solchen Gegenden der Welt sein, die ihre Energieversorgung nicht durch Wind und Sonne decken können.
Ein weiteres Beispiel ist der Ausbau der Atomkraft, was in etlichen Ländern auch geschieht.
Jede Technologie hat Risiken (Risiko = mögliche Auswirkung x Wahrscheinlichkeit). Deshalb muss man sie sorgfältig und kompetent erforschen und detailliert planen. Und nicht jede Technologie ist immer und überall mit einem akzeptablen Restrisiko einsetzbar. So gibt es sicher auch für CCS Gebiete, in denen sich ein Einsatz verbietet, aber eben nicht überall auf der Welt. Leider verstehen viele Menschen nicht, dass es quasi immer ein Restrisiko gibt (z.B. Verkehrsunfälle im Bereich der Mobilität). Bei der Einführung und Nutzung einer Technologie ist wichtig, genau diese Restrisiko zu verstehen, zu quantifizieren und gegen festgesetzte Akzeptanzkriterien zu prüfen. Die Alternative wäre der Verzicht auf (neue) Technologien, um den Klimawandel zu mildern. In diesem Fall ist die Wahrscheinlichkeit des Eintretens einer Auswirkung 100% und das Ausmaß eine Katastrophe.
Meine Überzeugung ist, dass wir das Klimaziel dann erreichen können, wenn wir Maßnahmen nicht ideologisch getrieben festlegen, sondern Forschung und Entwicklung breit angelegt vorantreiben und uns dabei wieder auf kompetente Wissenschaftler und Ingenieure stützen.
Dieter Rudschinski, Harsum