„Eine Lösung für den Klimawandel stellen beide Ansätze allerdings nicht dar. Sie bekämpfen in erster Linie die Symptome und sind deshalb allerhöchstens eine Ergänzung zu den bereits eingeleiteten Maßnahmen”, sagt Prof. Dr. Armin Grunwald, Leiter des Büros für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB). Dr. Oliver Geden, Experte für Klimapolitik bei der Stiftung Wissenschaft und Politik, sieht dies ähnlich: „Technologien beider Bereiche könnten höchstens eine Intervention für bisher vernachlässigte Maßnahmen sein oder im Notfall zum Einsatz kommen. Als Ersatz für herkömmliche Reduktionsmaßnahmen werden sie in der Wissenschaft allerdings nicht gesehen.“
Als eine solche Notfalloption, wenn alle anderen Maßnahmen scheitern, hatte der Chemienobelpreisträger Paul Crutzen Geoengineering einst ins Spiel gebracht und dadurch auch die Diskussion in Wissenschaft und Politik vorangetrieben. „Diese Art des Vorsorgedenkens finde ich zumindest interessant und ich denke, man sollte sich darüber auch weiterhin Gedanken machen”, sagt Grunwald. „Trotz aller Vorsicht, die man dabei walten lassen sollte.”
Vorsicht ist aus Sicht der Experten gleich aus mehreren Gründen geboten. Zum einen wegen der unvorhersehbaren Nebenwirkungen, denn bei vielen Technologien ist bisher noch unbekannt, welche langfristigen Risiken und Folgen sie für die Umwelt haben könnten. Um diese wirklich zuverlässig abzuschätzen, ist das Klimasystem zu komplex und die Entwicklung der Technologien noch nicht weit genug, so die Einschätzung vieler Experten. Zum anderen besteht die Sorge, die Technologien könnten von Regierungen missbraucht werden, um beispielsweise politischen Druck auszuüben. Darüber hinaus befürchten sowohl Armin Grunwald als auch Oliver Geden die Gefahr, dass man die Technologien als Begründung dafür nehmen könnte, andere Maßnahmen gegen den Klimawandel herunterzufahren. „Das wäre fatal und darf auf keinen Fall passieren. Deshalb müssen wir sehr aufpassen, wie wir über die neuen Möglichkeiten diskutieren und nicht zu viel versprechen”, sagt Geden.