Basierend auf diesen Analysen erforschen sie und ihr Team, wie sich die Effekte des Vulkanausbruchs künstlich imitieren lassen, indem man Schwefel in die Stratosphäre befördert und die Partikel das Sonnenlicht reflektieren. „In unseren Computermodellen können wir so eine Abkühlung auf der Erde erreichen”, erklärt Niemeier. Der Aufwand wäre dafür allerdings enorm: Einer Studie von Niemeier zufolge bräuchte es für eine globale Abkühlung von einem Grad rund 6700 Flüge pro Tag und rund 1300 Flugzeuge, um die entsprechende Menge Schwefel weltweit in die Stratosphäre zu bringen. Die benötigte Schwefelmasse entspräche damit einem jährlichen Ausbruch des Pinatubos.
Da die Schwefelpartikel mit der Zeit absinken, wäre es jedoch mit einer einmaligen Aktion nicht getan. „Uns muss bewusst sein, dass wenn wir eine solche Technologie tatsächlich anwenden, diese auch über Generationen fortgeführt werden muss, um die Temperatur konstant zu halten”, sagt Niemeier. Berechnungen zufolge mindestens 160 Jahre lang, um einen weltweiten Temperaturanstieg über zwei Grad Celsius hinaus zu verhindern –und das würde nur klappen, wenn bis dahin Carbon Capture im größeren Stile angewandt wird. Ein plötzliches Beenden in diesem Zeitraum wäre für das Weltklima fatal, „weil sich dann die Temperatur auf der Erde so schnell erhöhen würde, dass sich daran nichts und niemand auf dem Planeten mehr anpassen könnte”.
Dies gilt nicht nur für die Idee einen Vulkanausbruch zu imitieren, sondern auch für andere SRM-Ansätze, wie beispielsweise die Wolken über den Ozeanen aufzuhellen und dadurch die Sonnenreflektion zu erhöhen. „Über Satellitenbilder weiß man, das Schiffe, ähnlich wie Flugzeuge, durch ihre Abgase Kondensstreifen bilden und sich dadurch kleine Wassertröpfchen in der Luft anreichern. Und je mehr kleinere Wassertröpfchen sich in der Luft befinden, desto mehr Sonnenlicht wird reflektiert”, sagt Ulrike Lohmann. Ein Effekt, der sich mit einer Armada spezieller Schiffe erzielen ließe, die große Mengen von Meerwassertröpfchen in die Luft sprühen. „Fraglich ist allerdings noch, wie viele Wolken man damit tatsächlich aufhellen kann und ob dieser Ansatz auch effektiv ist.”
Lohmann und ihr Team forschen vor allem an Zirruswolken, die sogenannten Federwolken. Sie reflektieren nur wenig Sonnenlicht, aber verhindern, dass die Erde Wärme wieder ins Weltall abstrahlen kann. Ihr Ansatz ist die Wolken zu „impfen”, sodass diese sich auflösen und die Wärme ungehindert ins Weltall gelangen kann. „Das Impfen der Zirruswolken mit Mineralstaub führt dazu, dass dort relativ große Eiskristalle entstehen, die schnell nach unten fallen, sodass sich die Wolke auflöst. Die Schwierigkeit dabei ist allerdings, dass man so auch neue Wolken schaffen könnte, wodurch sich der Effekt umkehren würde und die Erde sich erwärmen würde,” so Lohmann.