Glauben Sie, dass prominente Menschen in diesem Zusammenhang eine vertrauenswürdige Informationsquelle sind?
Ich denke, dass Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen, die Möglichkeit haben, ein Vorbild zu sein und mit gutem Beispiel voran zu gehen. Wenn sie also öffentlich kommunizieren, dass sie sich impfen lassen und die Menschen dann sehen, dass nichts Schlimmes passiert ist und dass keine nennenswerten Nebenwirkungen aufgetreten sind, kann das zu einer erhöhten Akzeptanz für den Impfstoff führen. Konkrete Aussagen, wie „Sie sollten sich impfen lassen“, kommen wahrscheinlich besser von Menschen, die über das entsprechende Fachwissen verfügen, wie zum Beispiel medizinisches Personal.
Was kann darüber hinaus getan werden, um die Impfbereitschaft zu erhöhen beziehungsweise die Einstellung der Menschen zum Thema Impfung zu ändern?
Wir müssen nicht unbedingt die Einstellung zum Thema Impfung ändern. Es gibt einige Forschungsergebnisse, die zeigen, dass wir das Impfverhalten ändern können, ohne dabei jedoch einen Einfluss auf die Einstellung zu Impfungen zu haben. Ich habe zusammen mit einigen meiner Kolleg*innen eine Übersichtsarbeit zur Psychologie des Impfens geschrieben. Eine unserer wichtigsten Schlussfolgerungen dabei ist, dass Interventionen, durch die versucht wird zu ändern, wie Menschen denken und fühlen, das Impfverhalten oft nicht wirklich beeinflussen. Ein direktes Eingreifen in das Verhalten hat hingegen nachgewiesenermaßen einen größeren Einfluss darauf, ob sich Menschen impfen lassen oder nicht. Das könnte beispielsweise durch Erinnerungshilfen umgesetzt werden, etwa durch die Erinnerung daran, dass es an der Zeit ist, die zweite Impfdosis zu erhalten. Auch die Bequemlichkeit der Menschen ist ein wichtiger Aspekt, dem man durch einen leichten Zugang und niedrige Kosten entgegenwirken kann. Außerdem gibt es stärkere Interventionen für Menschen, die keine positive Einstellung zum Thema Impfung besitzen. Diese Menschen brauchen eventuell verstärkt Anreize, wie zum Beispiel ein Fünf-Dollar-Gutschein für ein Lebensmittelgeschäft, den man an der Kasse erhält, wenn man eine Corona-Impfung durchführen lässt.
Abgesehen von vertrauenswürdigen Quellen gibt es auch Anti-Impfkampagnen und Verschwörungstheorien. Welche Auswirkungen haben diese auf die Sicherheit und Gesundheit der gesamten Bevölkerung?
Menschen, die eindeutig gegen Impfungen sind und beispielsweise ihre Kinder generell nicht impfen lassen, machen in den USA weniger als 1 % der Bevölkerung aus. Aber sie sind nach wie vor eine sehr wichtige Gruppe, die es zu erreichen gilt. Menschen, die gegen Impfungen sind, sind häufig geografisch konzentriert, zum Beispiel in einer Nachbarschaft. Dadurch sind diese Gebiete anfälliger für Krankheiten, da sie sich dort sehr leicht ausbreiten können. Die Einstellung zu Covid-Impfstoffen ist außerdem auch mit politischen Ansichten verbunden und wir wissen, dass politische Ansichten ebenfalls oft geografisch konzentriert sind. Dadurch könnten Gebiete entstehen, die bei einer Pandemie besonders gefährdet sind.