Allerdings zeigte eine Studie aus dem Jahr 2017 von Basten und ihren Kollegen, dass intelligentere Personen nicht generell kürzere Verbindungen im ganzen Gehirn haben. Vielmehr konnten die Forscher zeigen, dass bei intelligenteren Menschen zwei bestimmte Regionen über kürzere Pfade mit dem Rest des Gehirns verknüpft waren, während eine andere Region mit dem restlichen Nervennetzwerk schwächer verbunden war. Während die besonders eng ins Netzwerk eingebundenen Regionen – der vordere insuläre und der vordere cinguläre Cortex – als für die Verarbeitung aufgabenrelevanter Informationen wichtig gelten, ist die andere Region – die Übergangsregion zwischen Temporal- und Parietalcortex – dafür bekannt, dass sie zwischen relevanter und irrelevanter Information differenziert, indem sie auf irrelevante, potentiell störende Information eben nicht anspringt.
„Die unterschiedlich starke Einbettung der von uns identifizierten Regionen ins Gesamtnetzwerk des Gehirns könnte dafür sorgen, dass intelligentere Menschen besser zwischen wichtigen und unwichtigen Informationen unterscheiden können”, sagt Basten. „Ein entscheidender Vorteil, wenn es um die Lösung kognitiver Aufgaben geht.”
Wie komplex das Zusammenspiel zwischen den einzelnen Regionen wirklich ist, wird an aktuellen Analysen zur Hirnaktivität deutlich. Hier galt lange das Credo: Intelligentere Menschen benötigen auf das gesamte Gehirn gesehen weniger Hirnaktivierung um kognitive Herausforderungen zu meistern – haben also einen geringeren Energieverbrauch als weniger intelligente. „Das klingt erstmal plausibel. Wenn intelligentere Personen irgendwie leistungsstärkere Gehirne haben, dann können sie bestimmte Anforderungen vielleicht mit weniger Energieaufwand bewältigen. Wir haben zu dieser Frage alle relevanten Studien der letzten 15 Jahre zusammengetragen. Dabei zeigte sich jedoch kein einheitliches Bild. Wir können also nicht sagen, dass intelligentere Gehirne grundsätzlich effizienter sind“, sagt Basten.