„Intelligenz ist die Fähigkeit zum Lösen von komplexen Problemen, die Denkfähigkeit und die Fähigkeit, schnell zu lernen”, sagt Prof. Dr. Aljoscha Neubauer vom Arbeitsbereich differentielle Psychologie an der Universität Graz. „Wer intelligenter ist, kann komplexere Inhalte in kürzerer Zeit erfassen, verstehen und auf alle möglichen Probleme anwenden.“ Dass der Begriff Intelligenz oft für zahlreiche menschliche Fähigkeiten genutzt wird, davon halten die meisten Wissenschaftler nichts. „Intelligenz ist etwas rein Kognitives. Die Begriffe ‚emotionale Intelligenz’, ‚soziale Intelligenz’ und was es da noch alles gibt, haben nichts mit Intelligenz zu tun. Das sind ganz einfach individuelle Kompetenzen“, sagt der Psychologe Prof. Dr. Detlef H. Rost, der an der Philipps-Universität Marburg und der Universität Südwestchinas in Chongqing tätig ist.
Trotzdem wird Intelligenz als komplexes Konstrukt gesehen, das zwischen verschiedenen Fähigkeiten differenziert. Dargestellt wird dies häufig mit dem sogenannten CHC-Modell (Cattell-Horn-Carroll-Modell), das aus drei Ebenen besteht. „Unter der sogenannten allgemeinen Intelligenz liegen neun bzw. zehn verschiedene Gruppenfaktoren, denen wiederum ganz viele spezifische Fähigkeiten untergeordnet sind, die miteinander zusammenhängen”, erklärt Rost. Zu den Gruppenfaktoren zählen unter anderem logisches Denken, Lese- und Schreibfertigkeit, Kurzzeit- und Langzeitgedächtnis und Verarbeitungsgeschwindigkeit. Spezifische Fähigkeiten wären bei der Verarbeitungsgeschwindigkeit beispielsweise die Wahrnehmungsgeschwindigkeit, der Schreibfluss oder das Tempo der Test-Bearbeitung. Zur Lese- und Schreibfertigkeit zählen unter anderem Leseverstehen, Rechtschreibung und ebenso die Schreibgeschwindigkeit.
Grundsätzlich wird in diesem Modell zwischen Fähigkeiten unterschieden, die bereits im Gehirn angelegt sind und solchen, die im Laufe des Lebens erworben wurden. Letztere wird als kristalline Intelligenz bezeichnet: Faktenwissen, Wortschatz und auch soziale Kompetenz gehören dazu. Dagegen beschreibt die sogenannte fluide Intelligenz Fähigkeiten wie logisches Denken, Problemlösefähigkeit und Lernfähigkeit. Diese Differenzierung geht auf den US-amerikanischen Psychologen Raymond Cattell zurück.