Konnten Sie die Umweltfaktoren, welche die Intelligenz beeinflussen, konkreter bestimmen?
Die Bestimmung der konkreten Faktoren war nicht Fokus unserer Studie. Bislang haben wir mögliche Faktoren identifiziert, nun müsste ihr Einfluss auch noch konkret untersucht werden. Wir wissen aber, dass der Faktor ‘Bildung’ die Intelligenzwerte beeinflusst. Es gibt eine Reihe von Studien aus Norwegen und anderen Ländern, die zeigen, dass mehr verpflichtende Bildung auch zu durchschnittlich höheren Intelligenzwerten führt. Aber dies zu überprüfen und dadurch ein detaillierteres Bild über die Zusammenhänge zu erhalten, ist – wie gesagt – der nächste Schritt.
Wäre es möglich, dass wir den Punkt der maximalen Intelligenz einfach schon erreicht haben?
Es ist durchaus sehr wahrscheinlich, dass es ein Maximum gibt, wie gut die Menschheit kognitive Aufgaben lösen kann. Intelligenz als Eigenschaft wird oft auch mit der Eigenschaft ‘Körpergröße’ verglichen: sie ist ebenso abhängig von den Genen wie von Umwelteinflüssen. Einige Studien belegen auch, dass manche Staaten bereits das Maximum der durchschnittlichen Körpergröße erreicht haben und dort die Menschen nicht noch größer werden. Aber wenn das Maß an Intelligenz ein absolutes Maximum erreicht hätte, würde die durchschnittliche Intelligenz auf einem hohen Niveau konstant bleiben und nicht sinken. Obwohl ich davon ausgehe, dass wir irgendwann ein Limit erreichen werden, erklärt das nicht, warum wir momentan einen Rückgang der durchschnittlichen Intelligenz feststellen.
Wie stark könnte das Ergebnis des Tests dadurch beeinflusst sein, dass der Test seit 50 Jahren nicht mehr verändert wurde?
Diese Tatsache schlägt sich tatsächlich in den Ergebnisse nieder, weil die Fähigkeit einige Teile des Tests erfolgreich zu absolvieren auch damit zusammenhängt, wie wir unterrichtet und ausgebildet werden und welche Art von Aufgaben wir bereits gewohnt sind zu lösen. Sprache beispielsweise wandelt sich über die Jahre, ebenso auch die Art, wie wir mathematische Probleme lösen. Beides könnte jeweils einen Effekt auf die Bereiche ‘Vokabular’ und ‘arithmetische Fähigkeiten’ innerhalb des Tests haben. Der dritte Teil des Tests, ‘abstrakte und logische Argumentation’, sollte davon jedoch nicht betroffen sein. Tatsächlich haben wir keinen konkreten Einblick in die Testergebnisse der einzelnen Teilbereiche, sondern nur in das Testergebnis der Teilnehmer als Ganzes. Im Endeffekt könnte also der Testaufbau eine Limitation für die Interpretation des Ergebnisses sein. Die generelle Tendenz ist davon aber unbeeinträchtigt und steht im Einklang mit anderen Studienergebnissen, die ebenfalls den Rückgang an durchschnittlicher Intelligenz festgestellt haben.