Was genau meinen sie damit?
In vielen Debatten werden die Mendelschen Regeln auf deutlich komplexerer Merkmale oder Verhaltensweisen, wie etwa die Intelligenz, angewendet. Es wird davon ausgegangen, dass es ein Gen gibt, das bestimmt ob man intelligent ist oder nicht.
Hinzu kommt, dass oft der Vergleich zu Züchtung gezogen wird, bei der ja bewusst bestimmte Genvarianten aus einer Linie herausgezüchtet werden. Wenn ich diese Zuchtlinien miteinander vermische, dann verliere ich bestimmte Eigenschaften. Das ist aber etwas völlig anderes, wenn eine polymorphe – also verschiedengestaltige – Population sich miteinander mischt. Dann verbessern sich Eigenschaften eher als dass man welche verliert. Sprich, die von Sarrazin und seinen Anhängern geschürten Ängste, dass sich türkisches Blut mit deutschem mischt und dadurch sich etwas negativ verändern könnte, sind genetisch totaler Quatsch. Menschen sind eben keine Zuchtlinien.
Da wird leider in der öffentlichen Debatte häufig etwas vermischt und das mit verhängnisvollen Folgen, da solche Aussagen sehr schnell polarisierend genutzt werden können.
In der Sarrazin-Debatte spielte es auch eine Rolle, dass unterschiedliche menschliche Populationen unterschiedliche Ausprägungen von Intelligenz haben. Lässt sich dies genetisch stützen?
Nein und zwar aus einem einfachen Grund: Der Mensch ist noch viel zu jung, um als Spezies wesentliche genetische Unterschiede aufzuweisen beziehungsweise klar zwischen örtlichen Regionen getrennte Merkmale zu besitzen. Das ist bei der Hausmaus, an der wir hier forschen, beispielsweise anders. Aber die gibt es eben auch schon viel länger.