Lässt sich denn ohne weiteres ein Haus an eine Wärmenetz anschließen?
Das geht nicht in jedem Gebäude und ist auch immer eine Frage der Lage des Hauses. Bei abgelegenen Häuser, welche nicht in verdichteten Wohngebieten und nicht an einem Wärmenetz liegen, geht das beispielsweise meistens nicht. Und wir sollten zusehen, dass wir für die Wärmenetze, die fast alle an Kohle- und Gaskraftwerken hängen, regenerative Wärmequellen erschließen. Generell brauchen wir im gesamten System, auch für die Wärmepumpe, eine große Menge an Strom aus regenerativen Energiequellen. Das bedeutet einen Ausbau von Windkraft und Photovoltaik. Aber auch das ist ein Projekt von mehreren Jahren, um von jetzt knapp 50 Prozent auf 80 Prozent erneuerbare Energien beim Strom zu kommen.
Die Wärmewende ist also gar nicht ohne weiteres zu meistern?
Um eine Wärmewende erfolgreich gestalten zu können, brauchen wir all diese genannten Ansätze zusammen. Sie unterstützen sich gegenseitig. Aber klar ist auch: Wärme wird in Zukunft komplizierter. Damit wird Wärme auch Teil einer kommunalen Planungsaufgabe. Denn Wärme beruht auf Standorten wie Wohnungen, geothermische Bohrungen, Heizkraftwerke Solarthermieanlage. Das muss räumlich geplant werden, damit geklärt wird wird, welche Leute sich um Sanierungen und Wärmepumpe bemühen sollten und welche Leute auf ein Wärmenetz warten können. Das ist eine Frage der politisch erzeugten Richtungssicherheit. Technologieoffenheit führt nur zu Durcheinander.
Welche der aktuell diskutierten Alternativen zur Wärmeerzeugung halten Sie für kontraproduktiv?
Wir müssen aufpassen, dass zwei Dinge nicht passieren. Zum einen sehen wir, dass einige jetzt Biomasse als mögliche Alternative anführen. Damit bekämen wir aber ein großes Problem. Es ist einfach nicht genug Biomasse verfügbar, um sie als Pellets in vielen Wohnungen einzusetzen und als Holz in den Kohlekraftwerken zu verwenden. Der zweite Mythos ist Wasserstoff: In der aktuellen Diskussion hört man häufig, dass man auch Wasserstoff als Alternative zu russischem Erdgas verwenden kann und einfach in die bestehenden Gasnetze einspeist. Das Problem: Wir brauchen ungefähr 1,4 Kilowattstunden Strom um eine Kilowattstunde Wasserstoff zu erzeugen – wofür wir im übrigen keine Elektrolyseanlagen haben. Wenn wir diese hätten, könnten wir diese Kilowattstunde Wasserstoff dann zu einer Heizung pumpen und damit eine Kilowattstunde Wärme erzeugen. Wenn wir aber stattdessen eine Wärmepumpe verwenden, die mit Strom funktioniert, bekommen wir etwa 4 Kilowattstunden Wärme und damit das vierfache gegenüber Wasserstoff. Es bräuchte somit auch die vierfache Menge an regenerativem Strom – aber wo soll der herkommen?