Trotz eindeutiger wissenschaftlicher Erkenntnisse zu den Risiken für und Konsequenzen von Kinderarmut existieren dennoch Kontroversen, ob der richtigen Erforschung von Kinderarmut. Eine zentrale Kontroverse begründet sich darin, ob überhaupt die Armut eines Kindes aus der Armut eines Haushalts abgeleitet werden kann. „Natürlich spielt die Haushaltssituation eine entscheidende Rolle, andererseits gibt es auch Positionen, die sich dafür stark machen, dass Kinder losgelöst von den Haushalten betrachtet werden”, so Groh-Samberg.
Forschungsergebnisse zeigen auch, so der Soziologe, dass Kinder in vielen einkommensarmen Haushalten einen überproportional höheren Anteil des Einkommens bekämen. „Wir sehen, dass viele Familien und Alleinerziehenden sich in ihrem eigenen Konsum stark einschränken, um ihren Kindern einen höheren Lebensstandard zu ermöglichen, wenn gleich sie auch dennoch weniger zur Verfügung haben als nicht-arme Kinder.” Ebenso gäbe es aber auch Fälle von Verwahrlosung, in denen Kinder einen geringeren Anteil des Haushaltseinkommens erhalten, als die üblichen Messkonzepte annehmen.
Zudem setzen sich qualitative Forschungsansätze deutlich stärker mit der Lebenswirklichkeit der Kinder auseinander und nehmen Zusammenhänge von materiellen Ressourcen, Bildungssituation und der familiären Situation vertieft in den Blick. „Die Forschung kann sehr deutlich nachzeichnen, wie stark Kinder in Armut beispielsweise auch im Bildungsbereich oder der sozialen Integration benachteiligt sind. Denn da kumulieren ganz schön viele Probleme, die für die Lebenswirklichkeit der Kinder eine erhebliche Benachteiligung sind”, so Groh-Samberg.