Holzbauklötze mit Zahlen darauf.
Foto: Susan Holt Simpson / Unsplash

Kinderarmut in Zahlen

Wie viele Kinder wachsen in Deutschland in Armut auf? Und was genau versteht man unter Armut?

1. Wie ist Kinderarmut definiert?

Wenn in Deutschland von Kinderarmut die Rede ist, wird in der Regel auf eine Definition von relativer Armut Bezug genommen. Demnach sind Kinder relativ einkommensarm”, wenn sie in Haushalten leben, denen weniger als 50 Prozent des mittleren Haushaltseinkommens zur Verfügung steht. 

2. Wie wird Kinderarmut in Studien erfasst?

In Studien zu Kinderarmut sind meistens Kinder mit „erhöhtem Armutsrisiko” inbegriffen. Dieses liegt laut dem Statistischen Bundesamt der Europäischen Union (Eurostat) dann vor, wenn Kinder in einem Haushalt mit maximal 60 Prozent des mittleren Haushaltseinkommen leben. Andere Studien, beispielsweise die Bertelsmann-Studie zu materieller Unterversorgung bei Kindern, betrachten darüber hinaus alle Kinder in sozialhilfeberechtigten Haushalten als arm.

3. Wie viele Kinder sind in Deutschland von Kinderarmut betroffen?

Begreift man alle Kinder, die in Haushalten leben, denen weniger als 60 Prozent des mittleren Haushaltsnettoeinkommens zur Verfügung steht, als arm, lebten 2020 laut Eurostat etwa 19 Prozent aller Kinder und Jugendlichen in Deutschland in Armut. In absoluten Zahlen bedeutet dies, dass von insgesamt 13,67 Millionen Kindern in Deutschland rund 2,59 Millionen in Armut oder mit einem erhöhten Armutsrisiko aufwachsen. 

Eine Grafik zu Kinderarmut in Deutschland.

4. Wie viele Kinder und Jugendliche werden durch Sozialleistungen vor Armut  geschützt?

Während sich die Eurostat-Daten auf Haushaltseinkommen nach – also inklusive – Sozialleistungen beziehen, stellt das Statistische Bundesamt mit dem sogenannten Mikrozensus für die deutsche Bevölkerung auch Zahlen zur Armutsgefährdung vor Sozialleistungen zur Verfügung: Ohne staatliche Unterstützung wäre derzeit mehr als ein Drittel der Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren in Deutschland von einem erhöhten Armutsrisiko betroffen. 19 Prozent gelten selbst nach Erhalt von Sozialleistungen noch als arm oder armutsgefährdet.  

5. Wie ist Kinderarmut in Deutschland verteilt? 

Konkrete Zahlen zur regionalen Verteilung von Kinderarmut liegen für Deutschland nicht vor, einen Hinweis gibt aber der Bezug von Sozialhilfeleistungen: 2019 bezogen rund 13 Prozent aller Haushalte mit Kindern in Westdeutschland Sozialhilfe, in Ostdeutschland waren es fast 17 Prozent. Am häufigsten wurden Haushalte in Bremen (31,6%) staatlich unterstützt, gefolgt von Berlin (27%). In Baden-Württemberg (8,1%) und Bayern (6,3%) liegen diese Quoten am niedrigsten.

6. Wie hat sich die Kinderarmut in Deutschland in den letzten Jahren entwickelt? 

Laut Eurostat lag die Kinderarmutsquote in Deutschland seit 2011 relativ stabil bei rund 15 Prozent. 2019 wurde ein Rückgang um gut zwei Prozentpunkte verzeichnet – mit 12,1 Prozent hatte die Kinderarmutsquote ihren niedrigsten Stand des vergangenen Jahrzehnts erreicht. 2020 ist die Quote deutlich gestiegen: Mittlerweile lebt jedes fünfte Kind in Armut. 

7. Wie hat sich die Corona-Pandemie auf die Kinderarmut ausgewirkt?

Nach den eher positiven Entwicklungen im Jahr 2019 ist die Kinderarmutsquote 2020 in Deutschland stärker denn je gestiegen: Laut Mikrozensus leben derzeit etwa 19 Prozent aller Kinder in Armut – fast sieben Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Zum Teil wird diese Entwicklung auf eine neue Erhebungsmethode beim Mikrozensus zurückgeführt, weshalb die Zahlen nur noch bedingt miteinander vergleichbar sind.

8. Wie viel Geld steht einem in Armut oder Armutsrisiko lebenden Kind in Deutschland zur Verfügung?

Jedes Kind in Deutschland hat Anspruch auf Kindergeld: 219 Euro für Erst- und Zweitgeborene, 225 Euro für dritte Kinder und für jedes weitere Kind 250 Euro im Monat. Kinder, die in sozialhilfeberechtigten Haushalten aufwachsen, können  Sozialgeld erhalten. Je nach Alter sind dies 283 Euro, 309 Euro oder 373 Euro monatlich (Stand 2021). 

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