Denn andererseits lässt sich auch berechnen, was es kosten würde, wenn die Bestäubung nicht mehr durch Bienen, sondern von Menschenhand gemacht würde. Diese würde – ausgehend vom Ergebnis einer weiteren Studie – abhängig von den Lohnkosten und anderen Rahmenbedingungen sogar zu über 500 Milliarden Euro jährlich kosten. Und Settele nennt einen dritten Grund, weshalb der Wert einer Art gar nicht zu ermitteln ist: „Wenn eine Art ausstirbt, gibt es andere Arten, die die Rolle im ökologischen System ausführen. Allein in Deutschland gibt es von den über 550 vorhandenen Bienenarten in etwa 20, die im Wesentlichen für die Bestäubung unserer Kulturpflanzen verantwortlich sind. Das Aussterben einer einzigen Art würde die absolute Bestäubungsleistung nicht verringern, das Aussterben aller 20 Arten wäre hingegen gar nicht zu kompensieren”, so Settele.
Auch aus ethischer Perspektive halten die beiden Experten die Monetarisierung sämtlicher Klimawandelfolgen durchaus für problematisch: „Wenn eine Art erst einmal ausgestorben ist, ist das irreversibel und zunächst einmal für die Vertreter der Art fatal” so Settele, „und weil wir wissen, dass, je schneller die Erwärmung passiert, desto mehr Arten aussterben werden, haben wir es selbst in der Hand.” Auch Mathias Frisch sieht die Verantwortung gegenüber der Natur beim Menschen: „Es ist zumindest diskutabel, ob es nicht per se wert ist, die Natur so zu erhalten, wie sie ist”. Schließlich, so Frisch, bestünde auch eine Verpflichtung gegenüber den kommenden Generationen.
Tatsächlich, so der Vorwurf von Mathias Frisch, berücksichtigen ökonomische Klimamodelle Gerechtigkeits- und Verantwortungsaspekte nur unzureichend. Verursacher und Leidtragende gingen daraus nicht unmittelbar hervor. So werde in den ökonomischen Modellen völlig ignoriert, wer den Nutzen habe und wer die Kosten trüge, denn diese seien zeitlich und räumlich völlig ungleich verteilt. „Mit den heutigen Emissionen, schaden wir vor allem unseren Nachkommen und schränken sie in ihrer Handlungsfreiheit ein. Denn jeder Euro, den wir heute nicht für Klimaschutz aufwenden, wird in Zukunft investiert werden müssen, um den Planeten weiterhin lebenswert zu machen.”