Alexandra Dehnhardt leitet das Projekt Kosten durch Klimawandelfolgen in Deutschland, das das IÖW gemeinsam mit der Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung und dem Wirtschaftsforschungsunternehmen Prognos durchführt. Im Rahmen des Projekts sollen bundesweit Klimawandelkosten, auch für die Landwirtschaft, abgeschätzt werden. Dabei geht es sowohl um die Berechnung bereits entstandener Kosten, als auch um die Modellierung von zukünftig zu erwartenden Kosten. Neben direkten materiellen Schäden wie Ernteausfällen, Sturm-, Hagel- oder Dürreschäden, werden auch weitere Kostendimensionen wie Produktivitätsverluste, erhöhte Bewässerungs- und Arbeitskosten und Lieferkettenunterbrechungen berücksichtigt.
Resilienz steigern, Risiken streuen
Auch wenn die Ernährungssicherheit, zumindest in Deutschland, laut Dehnhardt und Söder nicht bedroht ist, ist klar, dass durch den Klimawandel und seine Folgen Schäden im Bereich Landwirtschaft entstehen. Durch ihre kurzen Produktionszyklen kann sich die Landwirtschaft – im Unterschied zur Forstwirtschaft – vorerst besser an veränderte Klimabedingungen anpassen, wodurch Schadenskosten vermieden werden. So kann man zum einen die Fruchtartenauswahl auf das Klima abstimmen und beispielsweise trockenheitsresistentere Kulturen anbauen, zum anderen Aussaat- und Erntezeitpunkt entsprechend variieren oder die Bewässerung anpassen. Die Anlage von Hecken oder von vermehrtem dauerhaften Bewuchs über das Jahr hinweg hilft dabei, Wasser im Boden zu halten und Erosionen zu vermeiden.
Neben diesen technischen Maßnahmen ist es wichtig, die Resilienz der Landwirtschaft zu stärken und sie somit auch dem Klimawandel gegenüber widerstandsfähiger zu machen. Dafür spielt die Diversifizierung auf System- und Betriebsebene eine essentielle Rolle. „Es geht darum, das Risiko für klimabedingte Schäden und Ernteausfälle zu streuen, also beispielsweise Kulturen auszuwählen, die unterschiedlichen Bedingungen standhalten können oder Fruchtfolgen so zu wählen, dass eben nicht alle Früchte zum gleichen Zeitpunkt in einer kritischen Phase sind”, sagt Mareike Söder. Aktuellen Statistiken zufolge gäbe es in der deutschen Landwirtschaft eher eine Konzentration auf die sogenannten Cash-Crops, also gewinnbringende Sorten wie Raps, Weizen, Mais und Kartoffeln, statt eine Diversifizierung der Kulturen. Neben der Streuung der Risiken trägt auch eine angepasste Produktionsweise – zum Beispiel der Umstieg auf bodenschonende Bewirtschaftung – zur Steigerung der Resilienz bei.