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FAQ zur Lage der Krankenhäuser in Deutschland

Informationen und Hintergründe

Am 15. Juli veröffentlichte die Bertelsmann Stiftung die Studie „Zukunftsfähige Krankenhausversorgung – Simulation und Analyse einer Neustrukturierung der Krankenhausversorgung am Beispiel einer Versorgungsregion in Nordrhein-Westfalen”. Um die Versorgungsqualität für Patienten insgesamt zu verbessern, schlägt die Studie vor, die Zahl der Krankenhäuser stark zu verringern. Die wichtigsten Fakten zur Lage der Krankenhäuser im Überblick.

 

Wie viele Krankenhäuser gibt es in Deutschland?

Insgesamt gibt es laut den „Eckdaten der Krankenhausstatistik” der Deutschen Krankenhausgesellschaft in Deutschland 1.942 (2017) Krankenhäuser. Davon sind 560 öffentliche Krankenhäuser, 662 freigemeinnützige Krankenhäuser und 720 private Krankenhäuser.

Achtung: In der Pressemitteilung der Bertelsmann Stiftung wird im Gegensatz dazu von knapp 1400 Krankenhäusern gesprochen. Die Differenz könnte darauf zurückzuführen zu sein, dass psychiatrische Kliniken ausgenommen wurden.

 

Wie ist die Auslastung der deutschen Krankenhäuser?

Die durchschnittliche Bettenauslastung lag 2017 bei 77,8 Prozent. Insgesamt gibt es 497.182 Krankenhausbetten. Das ergibt einen Schnitt von 601,5 verfügbaren Krankenhausbetten pro 100.000 Einwohner.

 

Wie steht Deutschland in dieser Hinsicht im europäischen Vergleich dar?

In Deutschland gibt es 65 Prozent mehr Betten pro Einwohner als im Durchschnitt der EU-Länder und Patienten liegen deutlich länger im Krankenhaus: Die Zahl der sogenannten Bettentage pro Einwohner liegt um 70 Prozent über dem Durchschnitt der vergleichbaren EU-Länder. (Quelle: Spotlight der Bertelsmann Studie)

 

Wie schnell erreichen Patienten in Deutschland im Durchschnitt ein Krankenhaus?

In städtischen Regionen erreichen 90 Prozent der Patienten innerhalb von 15 Minuten ein Krankenhaus. In ländlichen Regionen erreichen 66,7 Prozent ein Krankenhaus innerhalb von 15 Minuten. Innerhalb von 30 Minuten erreichen sowohl im ländlichen als auch im städtischen Raum über 98 Prozent der Bevölkerung ein Krankenhaus. (Quelle: Krankenhausatlas)

 

Sind alle Kliniken gleich ausgestattet? 

Die Bundesländer unterscheiden – mit geringen Abweichungen – vier Versorgungsstufen: Grundversorgung, Regelversorgung, Schwerpunktversorgung, Maximalversorgung. Nicht alle Kliniken erfüllen die Voraussetzungen für alle Versorgungsstufen.

 

Welche Spezifika deutscher Krankenhäuser werden in der Studie kritisiert?

Die Studie setzt vor allem bei der Qualität der Krankenhäuser an, die sie vielfach als zu niedrig ansieht. Im Jahr 2017 verfügten rund ein Drittel (666) der deutschen Krankenhäuser über maximal 100 Betten. Es gibt also einen Überhang an Krankenhäuser mit niedriger Kapazität, was der Studie zufolge die Qualität einschränke, da es nicht ausreichend qualifiziertes Personal gäbe, um die hohe Krankenhausanzahl aufrecht zu erhalten. Darüber hinaus ist der Studie zufolge die Ausstattung vieler Kliniken nicht ausreichend. So hatte 2017 jede dritte Klinik kein CT-Gerät und 61 Prozent verfügten nicht über die Ausstattung einen Herzinfarkt zu behandeln.

Weiterführend heißt es in der Studie, „dass viele Patienten in Krankenhäusern behandelt werden, die dafür weder personell noch technisch vernünftig ausgestattet sind, zeigt sich auch an der hohen Zahl der Verlegungen: 2017 wurden insgesamt rund 770.000 Patienten in andere Krankenhäuser verlegt.”

 

Weshalb hat Deutschland im europäischen Vergleich eine so viel höhere Anzahl an Krankenhäusern?

Prof. Dr. Reinhard Busse, einer der Mitautoren der Studie sagt im Interview: „Deutschland hat im internationalen Vergleich deshalb so viele Krankenhäuser, weil seit gut 50 Jahren keine Reform der Strukturen mehr durchgeführt wurde. Darin unterscheidet sich Deutschland von seinen Nachbarstaaten. Länder wie Schweden, Dänemark oder Italien hatten bis vor zwanzig Jahren eine ähnliche Dichte, haben aber inzwischen die Struktur deutlich zentralisiert. Zum Zeitpunkt, als die meisten Krankenhäuser in Deutschland errichtet wurden, gab es noch keine Rettungswagen und die Therapien waren bei vielen Erkrankungen ganz andere. Daher machte das Kriterium des schnellen Zugangs und die Struktur damals Sinn. Heutzutage sind die Kliniken aber nicht mehr auf die jetzige medizinische Versorgung ausgerichtet.”

 

Position

„Rein von der Versorgungsqualität würden 400 Krankenhäuser ausreichen“

sagt Prof. Dr. Reinhard Busse, Mitautor der Studie und Experte für Gesundheitssystemforschung. Im Interview haben wir mit ihm über die Studie und die Hintergründe gesprochen.

Prof. Dr. Reinhard Busse

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