Ließe sich durch mehr Polizei – wie es aktuell einige Politiker fordern – die Sicherheit erhöhen?
Neue Polizisten stehen frühestens in 3 – 5 Jahren zur Verfügung – wenn man auf dem Arbeitsmarkt überhaupt genügend Bewerber bekommt, denn die Polizei hat zunehmend Schwierigkeiten, Nachwuchs zu rekrutieren. Zudem braucht man, um einen einzigen Polizisten mehr auf die Straße zu bringen, bedingt durch Schichtdienst, Krankheit, Abordnungen etc. rund 10 Planstellen. Selbst wenn mehrere tausend neue Beamte in einem Bundesland eingestellt und dann auf Städte und Gemeinden verteilt: Vor Ort wird der Bürger dies nicht bemerken, außer in der medialen Berichterstattung.
Aber könnte nicht das Sicherheitsempfinden der Bevölkerung verbessert werden mit dem Wissen, dass mehr Polizei im Einsatz ist?
Empirisch gesehen wird dort, wo mehr Polizei präsent ist, das Sicherheitsgefühl der Bürger nicht unbedingt besser. Bürger verbinden eine hohe Polizeipräsenz mit der Annahme, dass es dort möglicherweise Kriminalitätsprobleme gibt und sie beginnen dann, sich konkrete Sorgen zu machen, während es vorher nur abstrakte Ängste waren. Es tritt also ein gegenteiliger Effekt ein. Hilfreich können mehr ermittelnde Beamte (Kriminalpolizei) sein, und Beamte, die als Ansprechpartner zur Verfügung stehen. Wir wissen auch, dass das subjektive Sicherheitsgefühl dort hoch ist, wo man sich in seinem Umfeld geborgen fühlt. Allerdings ist dafür nicht die Polizei zuständig. Politisch wird durch das Stichwort „mehr Polizei“ vor allem eines vermittelt: Wir tun was. Der Vorstoß ist reine Symbolpolitik.